AOK fordert Steuer auf Zucker

23. März 2015
Zucker bald besteuert?AOK fordert Zuckersteuer

Die Allgemeinen Ortskrankenkassen verlangen von der Bundesregierung eine Erhebung von Steuern auf Zucker. Als Grund geben die Allgemeinen Ortskrankenkassen an, dass “Zucker krank macht“.

Der Präventionsexperte des AOK-Bundesverbandes, Kai Kolpatzik, sagte gegenüber dem “Tagesspiegel“, dass die schädliche Wirkung von Zucker wissenschaftlich belegt sei.

AOK fordert „Nationale Strategie“

Während die Bundesregierung beim Kampf gegen das Tabakrauchen oder den Alkoholkonsum Präventionsmaßnahmen vornimmt, sei dies im Hinblick auf die nachgewiesene Schädlichkeit von Zucker nicht gegeben, so der Experte des AOK-Bundesverbandes.

Der AOK-Präventionsexperte fordert eine “Nationale Strategie zur Senkung des Zuckerkonsums.“ In diesem Zusammenhang brachte er auch eine Steuer auf Zucker ins Gespräch.

WHO empfiehlt lediglich 25 Gramm Zucker pro Tag

Kürzlich gab die Weltgesundheitsorganisation WHO neue Richtlinien bezüglich des empfohlenen täglichen Zuckerbedarfs heraus. Demnach soll lediglich 10 Prozent der täglich aufgenommenen Nahrung aus Zucker bestehen. Experten raten sogar dazu, lediglich fünf Prozent der Nahrung in Form von Zucker aufzunehmen.

Die tatsächlich in Deutschland aufgenommene Menge Zucker beträgt hingegen 15-18 Prozent. Die Tendenz geht dabei in Richtung erneut zunehmenden Zuckerkonsum. Die WHO empfiehlt hingegen höchstens die Aufnahme von 25 Gramm Zucker pro Erwachsenen pro Tag ( WHO Empfehlung Zucker pro Tag ). Dies entspricht einer Menge von rund sechs Teelöffeln. Kinder sollten sogar nur die Hälfte der Dosis der Erwachsenen aufnehmen.

Statistik: Zucker Konsum in Deutschland über der Empfehlung

Das Ministerium für Ernährung und Landwirtschaft hat derweil einen durchschnittlichen Zuckerverbrauch von jeweils 90 Gramm festgestellt. Nach Angaben der so genannten Nationalen Verzehrstudie aus dem Jahr 2008 liegt der tatsächliche Zuckerkonsum der Bundesbürger noch weitaus höher.

Allein eine Tafel Schokolade enthält bereits rund 55 Gramm Zucker. Bemerkenswert hierbei ist, dass die größte Menge des Zuckers nahezu unbemerkt aufgenommen wird. So enthält ein Glas Limonade ungefähr ebenfalls rund 55 Gramm Zucker.

Das bedeutet, ein Glas Limonade überschreitet die von der WHO empfohlene Tagesdosis bereits um mehr als das Doppelte. Auch der Konsum von Eistee, Cola und Softdrinks sorgt für bedeutend höhere Zuckerkonsumraten als sie die WHO für empfehlenswert hält.

Natürliche Zuckerersatzstoffe

Natürliche Zuckerersatzstoffe wie zum Beispiel das Steviolglycosid im Stevia Zucker hat keine Kalorien und schont sowohl die Zähne vor Karies. Außerdem stabilisiert es den Blutzuckerspiegel nachweislich.

Weitere gesunde Zuckeraustauschstoffe sind Xylit oder Erythrit.

Hoher Zuckerkonsum begünstigt zahlreiche Zivilisationskrankheiten

Hohe Zuckerdosen begünstigen die Entstehung einer Hypertonie (Bluthochdruck) und sind einer der Hauptursachen für Fettleibigkeit, Karies und Diabetes. Bereits heute sind nach Angaben von Kolpatzik rund 18,7 Prozent aller Kinder und Jugendlichen übergewichtig. Rund 6,3 Prozent haben davon eine pathologische Fettleibigkeit.

Erwachsene weisen sogar eine Adipositas-Rate in Höhe von 23 Prozent auf. Übergewicht hat bereits jeder zweite Bundesbürger. Allein durch Fehlernährung entstandene Erkrankungen schlagen auf das Gesundheitssystem mit jährlich rund 70 Milliarden Euro zu Buche, so die AOK.

AOK kritisiert Bundesregierung

Deshalb will der AOK-Bundesverband nun die Bundesregierung in die Verantwortung nehmen. Dabei kritisiert die die AOK insbesondere, dass die Kennzeichnungspflicht von Lebensmitteln durch die Lobby der Nahrungsmittelproduzenten verhindert wurde.

Außerdem kritisiert die größte Krankenkasse Deutschlands, dass das Präventionsgesetz, das erst vor rund einer Woche im Bundestag debattiert wurde, den Zuckerkonsum nicht zum Thema gemacht hat. Dabei spielen sich insbesondere das Gesundheitsministerium und das Ministerium für Ernährung und Landwirtschaft gegenseitig die Bälle zu.

Während das Ministerium für Ernährung und Landwirtschaft auf die ab 2016 für alle EU-Staaten geltende verpflichtende Nährwertkennzeichnung verweist, sprechen Experten von Augenwischerei.

So soll beispielsweise das Wort Zucker auf den Packungen künftig auch durch andere Synonyme ausgetauscht werden können. So steht dann beispielsweise auf der Lebensmittelpackungen statt Zucker, Fruchtextrakt oder Maltodextrose. Nach Angaben der allgemeinen Ortskrankenkassen ließe sich der Zuckerkonsum allein durch gesundheitlich unbedenkliche Austauschstoffe senken.

Vorschlag: Werbung im Kinderfernsehen soll verboten werden

Als erste Handlungsmaßnahme fordert die AOK deshalb die Beschränkung der Werbung von zuckerhaltigen Lebensmitteln. Das Fernsehprogramm für Kinder sollte demnach überhaupt keine Werbung von Lebensmitteln zeigen dürfen, die besonders zuckerhaltig sind.

Diese Forderung stellte vor kurzem auch die Vertretung der deutschen Kinderärzte auf. Zudem fordert Deutschlands größte Krankenkasse, dass in Schulen Softdrinks und Schoko-Riegel nicht mehr als Pausenmahlzeit an den Schulkiosken oder in der Kantine angeboten werden dürfen.

Was bringt eine Zuckersteuer?  Die Beispiele Frankreich und Mexiko

Sollte die freiweillige Selbstverpflichtung der Zuckerindustrie nicht greifen, müsste auch über eine Zuckersteuer nachgedacht werden, so Kolpatzik. Als positives Beispiel erwähnt der AOK-Präventionsexperte dabei das Nachbarland Frankreich.

So würde die auf zuckerhaltige Getränke eingeführte Steuer pro Jahr rund 280 Millionen Euro für den Staatshaushalt einbringen. Auch Mexiko, das die weltweit höchste Rate an Bürgern mit Fettleibigkeit und Diabetes aufweist, hat zwischenzeitlich eine Steuer auf Zucker und Fett eingeführt.

Auch Großbritannien scheint offenbar eine derartige Steuer einführen zu wollen. Ein Sprecher des Ministeriums für Ernährung und Landwirtschaft hat zwischenzeitlich der Forderung der AOK eine Absage erteilt. Wörtlich sagte ein Sprecher des Ministeriums: “Wir lehnen eine politische Steuerung des Konsums durch Werbeverbot und Strafsteuern für vermeintlich ungesunde Lebensmittel ab.“

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