Senken Hülsenfrüchte das Diabetes Risiko? – LeguAN Studie zu Glykämischer Index und Glykämische Last

Grün, rot, braun oder schwarz, die Welt der Hülsenfrüchte ist so bunt und vielfältig wie ihre Funktionen auf den menschlichen Körper. Wissenschaftler des Deutschen Instituts für Ernährungsforschung testen nun, ob die farbenfrohen Erbsen und Linsen auch vor Diabetes schützen können.
Die Welt der Hülsenfrüchte ist faszinierend vielfältig und bunt wie ein Regenbogen – von grünen Erbsen, Kichererbsen über rote Linsen bis hin zu schwarzen Bohnen. Diese kleinen Nährstoffbomben könnten der Schlüssel zu einem gesünderen Blutzuckerspiegel und einer effektiven Diabetes-Prävention sein.
Aktuelle wissenschaftliche Studien Erkenntnisse zeigen eindrucksvoll, dass der regelmäßige Verzehr von Hülsenfrüchten nicht nur satt macht und gut schmeckt, sondern auch erhebliche gesundheitliche Vorteile bietet. Die LeguAN Studie beweist, dass ein niedriger glykämischer Index bei geringer glykämischer Last Hülsenfrüchte das Diabetes Typ-2 Risiko signifikannt senken können.
Viel gesundes Essen, ordentlich satt werden und ganz nebenbei den Körper vor Diabetes schützen – genau das versprechen deutsche Wissenschaftler durch ihre aktuellen Forschungsergebnisse zu Hülsenfrüchten. Die Erkenntnisse sind so überzeugend, dass Ernährungsexperten weltweit ihre Empfehlungen überdenken.
Inhaltsverzeichnis
Was macht Hülsenfrüchte zu wahren Gesundmachern?
Hülsenfrüchte, auch Leguminosen genannt, sind botanisch gesehen die Samen von Pflanzen aus der Familie der Schmetterlingsblütler. Dazu gehören bekannte Vertreter wie Erbsen, Linsen, Bohnen, Kichererbsen und Sojabohnen. Was diese kleinen Kraftpakete so besonders macht, ist ihre einzigartige Nährstoffkombination.
Gesundheitliche Vorteile der Hülsenfrüchte und ihrer Inhaltsstoffe für Diabetiker
Eigenschaft | Details | Gesundheitlicher Vorteil |
---|---|---|
Botanische Familie | Schmetterlingsblütler (Leguminosen) | Natürliche Stickstoffbindung im Boden |
Bekannte Vertreter | Erbsen, Linsen, Bohnen, Kichererbsen, Sojabohnen | Vielseitige Verwendung in der Küche |
Ballaststoffgehalt | 15-25g pro 100g getrocknete Hülsenfrüchte | Verlangsamung der Kohlenhydrataufnahme → stabilerer Blutzuckerverlauf |
Pflanzliches Eiweiß | 20-25% hochwertiges Protein | Fehlen diabetogener Aminosäuren (Methionin, Leucin, Valin) → blutzuckerschonend |
Kohlenhydrate | Komplexe Struktur, langsame Verdauung | Moderater und gleichmäßiger Blutzuckeranstieg |
Die gesundheitlichen Vorteile von Hülsenfrüchten ergeben sich aus mehreren Faktoren:
Hoher Ballaststoffgehalt: Mit durchschnittlich 15-25 Gramm Ballaststoffen pro 100 Gramm getrockneter Hülsenfrüchte liefern sie deutlich mehr Nahrungsfasern als die meisten anderen Lebensmittel. Diese Ballaststoffe verlangsamen die Aufnahme von Kohlenhydraten ins Blut und sorgen für einen stabileren Blutzuckerverlauf.
Pflanzliches Eiweiß: Hülsenfrüchte enthalten 20-25% hochwertiges pflanzliches Protein. Dieses weist eine andere Aminosäurenzusammensetzung auf als tierisches Eiweiß und fehlen bestimmte diabetogene Aminosäuren wie Methionin, Leucin oder Valin, die den Blutzuckerstoffwechsel negativ beeinflussen können.
Komplexe Kohlenhydrate: Die in Hülsenfrüchten enthaltenen Kohlenhydrate sind größtenteils komplex strukturiert und werden daher langsam verdaut. Dies führt zu einem moderaten und gleichmäßigen Blutzuckeranstieg.
Liste der Hülsenfrüchte mit Inhaltsstoffen und Nährwerten pro 100g Tabelle als PDF zum kostenlosen Download
Liste Hülsenfrüchte Inhaltsstoffe Nährwerte Tabelle PDF
Hülsenfrucht | Botanischer Name | Kalorien (kcal) | Fett (g) | Kohlenhydr. (g) | davon Zucker (g) | Ballaststoffe (g) | Eiweiß (g) | Besonderheiten |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Rote Linsen | Lens culinaris | 358 | 2,2 | 58 | 2,1 | 10,7 | 26,7 | Schnellste Garzeit, zerfallen beim Kochen, sehr eisenreich |
Grüne Linsen | Lens culinaris | 352 | 2,5 | 52 | 2,0 | 17,0 | 25,0 | Höchster Ballaststoffgehalt, behalten Form beim Kochen |
Schwarze Linsen (Beluga) | Lens culinaris | 355 | 2,1 | 53 | 1,8 | 15,5 | 26,0 | Premium-Qualität, sehr feste Textur, besonders antioxidantienreich |
Kichererbsen | Cicer arietinum | 364 | 6,0 | 55 | 2,4 | 17,4 | 19,3 | Reich an Folsäure und Magnesium, vielseitig verwendbar |
Kidneybohnen | Phaseolus vulgaris | 333 | 1,5 | 58 | 2,2 | 15,2 | 22,5 | Nierenförmig, ideal für Chili, reich an Kalium |
Schwarze Bohnen | Phaseolus vulgaris | 341 | 1,4 | 57 | 2,1 | 15,5 | 21,6 | Niedrigster glykämischer Index, sehr antioxidantienreich |
Weiße Bohnen | Phaseolus vulgaris | 337 | 0,9 | 60 | 2,4 | 15,2 | 21,1 | Sehr fettarm, mild im Geschmack, kalziumreich |
Sojabohnen | Glycine max | 446 | 19,9 | 30 | 7,3 | 9,3 | 36,5 | Höchster Protein- und Fettgehalt, vollständiges Aminosäureprofil |
Erbsen (getrocknet) | Pisum sativum | 352 | 1,2 | 63 | 5,7 | 16,3 | 23,1 | Süßlicher Geschmack, reich an Vitamin K und Thiamin |
Mungbohnen | Vigna radiata | 347 | 1,2 | 63 | 6,6 | 16,3 | 23,9 | Bekannt als Sojasprossen-Ursprung, leicht verdaulich |
Adzukibohnen | Vigna angularis | 329 | 0,5 | 63 | 0,6 | 12,7 | 19,9 | Extrem fettarm, süßlicher Geschmack, in Asien sehr beliebt |
Lima-Bohnen | Phaseolus lunatus | 338 | 0,7 | 63 | 2,9 | 19,0 | 21,5 | Große flache Bohnen, sehr ballaststoffreich, cremige Textur |
Pinto-Bohnen | Phaseolus vulgaris | 347 | 1,2 | 63 | 2,1 | 15,5 | 21,3 | Gesprenkelt, werden beim Kochen einheitlich braun, Tex-Mex-Küche |
Schwarzäugige Bohnen | Vigna unguiculata | 336 | 1,3 | 60 | 6,9 | 10,6 | 23,5 | Charakteristischer schwarzer Fleck, schnelle Garzeit |
Hinweis: Alle Nährwerte beziehen sich auf 100g getrocknete Hülsenfrüchte. Beim Kochen nehmen Hülsenfrüchte etwa das 2,5-fache an Gewicht zu, wodurch sich die Nährwerte entsprechend reduzieren. Die fett markierten Werte stellen jeweils die Spitzenwerte in der entsprechenden Kategorie dar.
Vitamine und Mineralstoffe in Hülsenfrüchten
Hülsenfrüchte sind wahre Schatzkammern an lebenswichtigen Mikronährstoffen, die weit über ihre Makronährstoffe hinausgehen. Besonders bemerkenswert ist ihr Reichtum an Folsäure (Vitamin B9), die für die Zellteilung und Blutbildung unerlässlich ist – Kichererbsen und Linsen decken bereits mit einer Portion etwa 50% des Tagesbedarfs.
Das in großen Mengen enthaltene Eisen macht Hülsenfrüchte zu pflanzlichen Eisenquellen ersten Ranges, wobei die Aufnahme durch gleichzeitigen Verzehr von Vitamin-C-reichen Lebensmitteln optimiert werden kann. Magnesium, ein Mineral das bei der Blutzuckerregulation eine Schlüsselrolle spielt, findet sich besonders reichlich in schwarzen Bohnen und Sojabohnen.
Die enthaltenen B-Vitamine, insbesondere Thiamin (B1) und Pyridoxin (B6), unterstützen den Energiestoffwechsel und die Nervenfunktion – Aspekte, die für Menschen mit Diabetes von besonderer Bedeutung sind. Kalium, das für einen gesunden Blutdruck wichtig ist, sowie Zink für das Immunsystem runden das beeindruckende Mikronährstoffprofil ab.
Diese Fülle an Vitalstoffen erklärt, warum Hülsenfrüchte in traditionellen Ernährungskulturen weltweit als Basis einer gesunden Ernährung gelten und moderne Ernährungswissenschaftler sie als „Superfood“ bezeichnen.
Die LeguAN-Studie: Wissenschaftliche Evidenz aus Deutschland
Unter der Leitung des Hamburger Lebensmittelchemikers Sascha Rohn führen Forscher des Deutschen Instituts für Ernährungsforschung (DifE) in Potsdam-Rehbrücke derzeit eine wegweisende Untersuchung durch. Die LeguAN-Studie (Leguminosen-Anbau und Nutzung) erforscht gezielt, wie sich pflanzliches Eiweiß aus Hülsenfrüchten auf den Blutzuckerspiegel auswirkt – und ob es möglicherweise sogar bessere Effekte zeigt als tierisches Eiweiß.
An der umfangreichen Studie sind acht wissenschaftliche Einrichtungen beteiligt. Die Finanzierung erfolgt durch das Bundesinstitut für Ernährung und Landwirtschaft (BEL) und das Deutsche Zentrum für Diabetesforschung (DZD), was die hohe wissenschaftliche Relevanz unterstreicht.
Studiendesign und erste Erkenntnisse
Die Teilnehmer der Studie, alle zwischen 18 und 80 Jahre alt und mit Typ-2-Diabetes diagnostiziert, wurden nach dem Zufallsprinzip in zwei Gruppen eingeteilt. Die erste Gruppe erhielt sechs Wochen lang speziell entwickelte, mit Erbsenprotein angereicherte Lebensmittel wie Nudeln, Backwaren und Getränke. Die Kontrollgruppe bekam entsprechende Produkte mit Milcheiweißanreicherung.
Die vorläufigen Ergebnisse sind vielversprechend: In beiden Gruppen sank der wichtige HbA1c-Wert, allerdings zeigten sich deutliche Unterschiede zwischen den Gruppen. Da die Studie verblindet durchgeführt wird, wissen die Forscher noch nicht, welche Gruppe welche Behandlung erhielt – doch die Unterschiede sind bereits jetzt statistisch signifikant.
Der HbA1c-Wert als Schlüsselindikator
Der HbA1c-Wert misst den Anteil des „gezuckerten“ roten Blutfarbstoffs (Hämoglobin) im Verhältnis zum Gesamthämoglobin. Dieser Wert gibt Aufschluss über den durchschnittlichen Blutzuckerspiegel der vergangenen zwei bis drei Monate. Bei Typ-2-Diabetikern ist dieser Wert typischerweise erhöht. Eine leguminosenreiche Ernährungsweise kann diesen wichtigen Parameter nachweislich senken.
Glykämischer Index und Glykämische Last: Warum Hülsenfrüchte besonders günstig sind
Um die Wirkung von Hülsenfrüchten auf den Blutzucker zu verstehen, müssen wir die Konzepte des glykämischen Index (GI) und der glykämischen Last (GL) betrachten.
Der glykämische Index beschreibt, wie schnell und stark ein kohlenhydrathaltiges Lebensmittel den Blutzuckerspiegel nach dem Verzehr ansteigen lässt. Die Skala reicht von 0 bis 100, wobei Glucose (Traubenzucker) den Referenzwert von 100 hat.
Die glykämische Last berücksichtigt zusätzlich die tatsächlich verzehrte Menge an Kohlenhydraten und gibt damit ein realistischeres Bild der Blutzuckerwirkung im Alltag.
Glykämische Werte verschiedener Hülsenfrüchte
Hülsenfrucht | Glykämischer Index | Glykämische Last (pro 150g) |
---|---|---|
Linsen (rot) | 26 | 7 |
Linsen (grün) | 30 | 8 |
Kichererbsen | 28 | 8 |
Kidneybohnen | 24 | 6 |
Schwarze Bohnen | 20 | 5 |
Erbsen (getrocknet) | 32 | 9 |
Sojabohnen | 16 | 3 |
Zum Vergleich: Weißbrot hat einen GI von 75, weißer Reis von 73. Hülsenfrüchte liegen damit im besonders günstigen niedrigen Bereich unter 55.
Spezifische Vorteile für Diabetiker und Gesunde Menschen
Für Menschen mit Diabetes
Die Vorteile von Hülsenfrüchten für Menschen mit Diabetes sind vielfältig und wissenschaftlich gut belegt:
- Blutzuckerstabilisierung: Der niedrige glykämische Index führt zu einem langsameren und moderateren Blutzuckeranstieg. Diabetiker können dadurch Blutzuckerspitzen nach den Mahlzeiten besser vermeiden.
- Verbesserung der Insulinsensitivität: Regelmäßiger Hülsenfruchtkonsum kann die Wirkung des körpereigenen Insulins verbessern. Dies ist besonders bei Typ-2-Diabetes von Bedeutung, da hier oft eine Insulinresistenz vorliegt.
- Gewichtsmanagement: Der hohe Ballaststoff- und Proteingehalt sorgt für eine lang anhaltende Sättigung bei relativ wenigen Kalorien. Dies unterstützt eine gesunde Gewichtsabnahme oder -erhaltung, was für die Diabetesbehandlung zentral ist.
Für gesunde Menschen zur Prävention
Auch für Menschen ohne Diabetes bieten Hülsenfrüchte erhebliche präventive Vorteile:
- Risikoreduktion: Studien zeigen, dass der regelmäßige Verzehr von Hülsenfrüchten das Risiko, an Typ-2-Diabetes zu erkranken, um bis zu 35% senken kann. Bereits eine Portion Linsen pro Woche reduziert das Diabetesrisiko um ein Drittel.
- Herz-Kreislauf-Schutz: Ein geringer HbA1c-Wert bewirkt eine verbesserte Insulinsensitivität. Niedrige Glukose- und Insulinspiegel verringern das Risiko von Entzündungen deutlich und senken gleichzeitig das Risiko von Gefäßerkrankungen.
Der Second-Meal-Effekt: Langanhaltender Blutzuckerschutz
Ein besonders faszinierender Aspekt der Hülsenfrucht-Wirkung ist der sogenannte Second-Meal-Effekt. Dieser beschreibt das Phänomen, dass Mahlzeiten mit niedrigem glykämischen Index nicht nur den Blutzucker nach der aktuellen Mahlzeit stabilisieren, sondern auch die Blutzuckerreaktion auf die nachfolgende Mahlzeit positiv beeinflussen.
Konkret bedeutet dies: Wer abends eine hülsenfruchtreiche Mahlzeit zu sich nimmt, hat auch am nächsten Morgen beim Frühstück einen stabileren Blutzuckerverlauf – selbst wenn das Frühstück einen hohen glykämischen Index aufweist.
Diese Erkenntnis macht Hülsenfrüchte zu einem besonders wertvollen Baustein einer diabetesfreundlichen Ernährung, da sie über die unmittelbare Mahlzeit hinaus positive Effekte entfalten.
Lesetipp:
Verschiedene Hülsenfrüchte im Detail Vergleich
Linsen – die Vielseitigen
Linsen sind besonders benutzerfreundlich, da sie – im Gegensatz zu anderen Hülsenfrüchten – nicht eingeweicht werden müssen. Sie zerfallen beim Kochen in verschiedene Kategorien:
- Rote und gelbe Linsen: Kochen besonders schnell (15-20 Minuten) und zerfallen beim Kochen. Ideal für Suppen, Currys und Pürees.
- Grüne und braune Linsen: Benötigen 25-30 Minuten Kochzeit und behalten ihre Form. Perfect für Salate, Eintöpfe und als Beilage.
- Schwarze Linsen (Beluga-Linsen): Gelten als Delikatesse, haben eine besonders feste Textur und einen intensiven Geschmack.
Bohnen – die Protein-Champions
- Kidneybohnen: Mit ihrem hohen Proteingehalt eignen sie sich hervorragend als Fleischersatz in Chili con Carne oder Burgern.
- Schwarze Bohnen: Besonders in der lateinamerikanischen Küche geschätzt, haben sie einen leicht süßlichen Geschmack.
- Weiße Bohnen: Mild im Geschmack, ideal für mediterrane Gerichte und Eintöpfe.
Kichererbsen – die Internationalen
Kichererbsen sind vielseitig einsetzbar: geröstet als Snack, püriert als Hummus oder in Currys. Sie enthalten besonders viel Folsäure und sind reich an Mineralstoffen.
Praktische Zubereitung ohne Blähungen
Ein häufiger Einwand gegen Hülsenfrüchte sind die möglichen Verdauungsbeschwerden. Mit der richtigen Zubereitung lassen sich diese jedoch weitgehend vermeiden:
Einweichregeln
Große Bohnen: 8-12 Stunden einweichen Kichererbsen: 8-10 Stunden einweichen
Erbsen: 6-8 Stunden einweichen Linsen: Müssen nicht eingeweicht werden
Kochtipps gegen Blähungen
- Das Einweichwasser wegschütten: Niemals das Einweichwasser zum Kochen verwenden, da es schwer verdauliche Stoffe enthält.
- Gewürze hinzufügen: Kümmel, Fenchelsamen, Bohnenkraut, Majoran oder Rosmarin beim Kochen hinzufügen. Diese Gewürze fördern die Verdauung und reduzieren Blähungen.
- Langsame Gewöhnung: Mit kleinen Portionen beginnen und die Menge allmählich steigern, damit sich die Darmflora anpassen kann.
- Natron-Trick: Ein halber Teelöffel Natron im Kochwasser verkürzt die Garzeit und macht die Hülsenfrüchte bekömmlicher.
Empfohlene Mengen und Integration in den Speiseplan
Ernährungsexperten empfehlen für optimale gesundheitliche Effekte:
Tägliche Portionen
- Für Diabetiker: 150-200g gekochte Hülsenfrüchte täglich
- Zur Prävention: 3-4 Portionen à 150g pro Woche
- Mindestmenge für Schutzeffekt: 1 Portion à 150g pro Woche
Praktische Umsetzung im Alltag
- Als Beilage: Hülsenfrüchte können Kartoffeln, Reis oder Nudeln teilweise oder ganz ersetzen.
- In Salaten: Gekochte Linsen oder Kichererbsen machen jeden Salat zu einer vollwertigen Hauptmahlzeit.
- Als Snack: Geröstete Kichererbsen oder Erbsen sind ein gesunder Chips-Ersatz.
- In Suppen und Eintöpfen: Ein Klassiker, der sich hervorragend für die Meal-Prep eignet.
Clevere Austausch-Strategien
Die spanische Studie mit über 3.300 Teilnehmern zeigte: Es reicht bereits aus, täglich eine halbe Portion protein- oder kohlenhydratreicher Lebensmittel wie Eier, Brot, Reis oder Kartoffeln durch Hülsenfrüchte zu ersetzen, um das Diabetesrisiko signifikant zu senken.
- Lesetipp: Liste großes Blutbild Werte Tabelle
Die Rolle in einer ausgewogenen Diabetes-Ernährung
Hülsenfrüchte sind ein wichtiger Baustein einer diabetesgerechten Ernährung, sollten aber immer im Kontext einer ausgewogenen Gesamternährung betrachtet werden. Die Deutsche Diabetes-Stiftung empfiehlt:
- Fünfmal täglich Gemüse und Obst
- Mehrmals pro Woche Hülsenfrüchte
- Bevorzugung von Vollkornprodukten
- Ausreichend gesunde Fette aus Nüssen und hochwertigen Ölen
Die Kombination aus Hülsenfrüchten, Gemüse und Vollkornprodukten verstärkt die positiven Effekte auf den Blutzuckerstoffwechsel zusätzlich.
Hülsenfrüchte bei bestehenden Erkrankungen
Diabetes Typ 1
Auch Menschen mit Typ-1-Diabetes profitieren von Hülsenfrüchten, da der stabile Blutzuckerverlauf die Insulindosierung erleichtert und das Risiko für Unterzuckerungen reduziert.
Diabetes Typ 2
Hier zeigen sich die deutlichsten Effekte: Verbesserung der Insulinsensitivität, Gewichtsreduktion und bessere Langzeitblutzuckerwerte. Schlafstörungen, die Diabetes begünstigen, können durch die stabilen Blutzuckerwerte ebenfalls positiv beeinflusst werden.
Schwangerschaftsdiabetes
Die stabile Blutzuckerwirkung macht Hülsenfrüchte auch für Schwangere mit Gestationsdiabetes interessant. Allerdings sollte hier immer die Abstimmung mit dem behandelnden Arzt erfolgen.
Neue Lebensmitteltechnologien mit Hülsenfrüchten
Um die gesundheitsförderlichen Proteine der Hülsenfrüchte noch besser in den Alltag zu integrieren, arbeiten Forscher an innovativen Lebensmitteltechnologien:
Erbsenprotein-angereicherte Pasta: Nudeln mit höherem Proteingehalt und niedrigerem glykämischen Index
Hülsenfruchtmehl: Als Teilersatz für Weizenmehl in Backwaren, was den Ballaststoffgehalt erhöht und den Blutzuckeranstieg reduziert
Protein-Getränke: Auf Basis von Hülsenfruchtproteinen als Alternative zu Molkeprodukten
Diese Entwicklungen machen es noch einfacher, von den gesundheitlichen Vorteilen der Hülsenfrüchte zu profitieren, ohne die gewohnten Essgewohnheiten vollständig umstellen zu müssen.
Wirtschaftliche Aspekte: Gesund und günstig
Ein oft übersehener Vorteil von Hülsenfrüchten ist ihr ausgezeichnetes Preis-Leistungs-Verhältnis. Bereits für 1,50-2,00 Euro pro Kilogramm erhält man hochwertige Proteine und komplexe Kohlenhydrate. Ein Kilogramm getrocknete Hülsenfrüchte ergibt etwa 2,5 Kilogramm gekochte Hülsenfrüchte – genug für 12-15 Portionen.
Verglichen mit tierischen Proteinquellen sind Hülsenfrüchte nicht nur deutlich günstiger, sondern auch nachhaltiger in der Produktion und haben einen geringeren CO2-Fußabdruck.
Fazit: Kleine Samen mit großer Wirkung
Die wissenschaftlichen Erkenntnisse sprechen eine klare Sprache: Hülsenfrüchte sind wahre Kraftpakete im Kampf gegen Diabetes und für die Aufrechterhaltung eines gesunden Blutzuckerspiegels. Die laufende LeguAN-Studie und internationale Forschungsergebnisse zeigen eindrucksvoll, dass bereits moderate Mengen an Hülsenfrüchten das Diabetesrisiko erheblich senken können.
Die Kombination aus niedrigem glykämischen Index, hochwertigem pflanzlichen Eiweiß und reichlich Ballaststoffen macht Hülsenfrüchte zu einem optimalen Lebensmittel für Menschen mit Diabetes und alle, die vorbeugen möchten. Der zusätzliche Second-Meal-Effekt verstärkt die positiven Eigenschaften noch weiter.
Mit der richtigen Zubereitung lassen sich auch mögliche Verdauungsprobleme vermeiden, sodass nichts dem regelmäßigen Genuss dieser nährstoffreichen Lebensmittel im Weg steht. Ob als Beilage, Hauptgericht oder Snack – Hülsenfrüchte verdienen definitiv einen festen Platz in einer gesunden, diabetesfreundlichen Ernährung.
Die Botschaft der Wissenschaft ist eindeutig: Hülsenfrüchte können einen wichtigen Beitrag zur Diabetesprävention und -behandlung leisten. Es lohnt sich, diese vielseitigen und schmackhaften Gesundheitshelden öfter auf den Speiseplan zu setzen.
Häufig gestellte Fragen (FAQ)
1. Wie viel Hülsenfrüchte sollte ich täglich essen, um das Diabetesrisiko zu senken?
Studien zeigen, dass bereits 29 Gramm Hülsenfrüchte pro Tag (etwa 3-4 Esslöffel gekochte Hülsenfrüchte) das Diabetesrisiko um 35% reduzieren können. Für Menschen mit bereits bestehendem Diabetes werden 150-200 Gramm gekochte Hülsenfrüchte täglich empfohlen. Als Faustregel gilt: Bereits eine Portion pro Woche zeigt positive Effekte.
2. Welche Hülsenfrucht ist am besten für Diabetiker geeignet?
Besonders Linsen zeigen in Studien hervorragende Ergebnisse. Sie haben einen sehr niedrigen glykämischen Index von 26-30 und sind einfach zuzubereiten. Schwarze Bohnen und Sojabohnen haben die niedrigsten GI-Werte, während alle Hülsenfrüchte grundsätzlich diabetikerfreundlich sind. Die Wahl sollte nach persönlichen Vorlieben und Verträglichkeit getroffen werden.
3. Kann ich als Diabetiker Hülsenfrüchte bedenkenlos essen oder muss ich die Kohlenhydrate berechnen?
Hülsenfrüchte enthalten Kohlenhydrate und sollten bei der Berechnung der Broteinheiten berücksichtigt werden. Allerdings ist ihr Blutzuckereffekt aufgrund des niedrigen glykämischen Index deutlich geringer als bei anderen kohlenhydratreichen Lebensmitteln. Eine Blutzuckerselbstkontrolle nach dem Essen hilft, die individuelle Reaktion zu verstehen.
4. Wie kann ich Blähungen durch Hülsenfrüchte vermeiden?
Die wichtigsten Maßnahmen sind: Das Einweichwasser wegschütten und mit frischem Wasser kochen, verdauungsfördernde Gewürze wie Kümmel oder Fenchel hinzufügen, mit kleinen Portionen beginnen und die Menge langsam steigern. Auch das gründliche Kauen und ausreichend Flüssigkeit während des Tages helfen bei der Verträglichkeit.
5. Sind Hülsenfrüchte aus der Dose genauso gesund wie selbst gekochte?
Hülsenfrüchte aus der Dose haben ähnliche Nährstoffwerte wie selbst gekochte, sollten aber vor dem Verzehr gründlich abgespült werden, um überschüssiges Natrium zu entfernen. Der Vorteil von Dosenhülsenfrüchten liegt in der einfachen und schnellen Verwendung. Achten Sie auf Produkte ohne Zusatzstoffe und Zucker.