Kostenfalle Pflegeheim: Wie eine private Pflegezusatzversicherung Ihre Familie schützt

15. August 2025

2.126 Euro. Das ist der durchschnittliche monatliche Eigenanteil, den Pflegebedürftige in deutschen Pflegeheimen aus eigener Tasche zahlen müssen. Eine Summa, die viele Familien an den Rand des finanziellen Ruins bringt.

Was die meisten Menschen nicht wissen: Die gesetzliche Pflegeversicherung deckt nur einen Bruchteil der tatsächlichen Pflegekosten ab. Der Rest bleibt an Ihnen hängen – oder schlimmer noch, an Ihren Kindern.

Wenn Sie glauben, dass Sie oder Ihre Angehörigen niemals in diese Situation geraten werden, denken Sie noch einmal nach. Statistisch gesehen wird jeder zweite Deutsche im Laufe seines Lebens pflegebedürftig. Die Frage ist nicht, ob es Sie trifft, sondern wann – und ob Sie dann finanziell vorbereitet sind.

Inhaltsverzeichnis

Die schockierende Wahrheit über Pflegekosten in Deutschland

Die Realität der Pflegekosten in Deutschland ist ernüchternd. Während die Politik gerne von einer „solidarischen Pflegeversicherung“ spricht, sieht die Praxis völlig anders aus. Die gesetzliche Pflegeversicherung wurde nie als Vollversicherung konzipiert, sondern lediglich als Teilkaskoversicherung, die einen Grundschutz bietet.

Ein Platz im Pflegeheim kostet durchschnittlich zwischen 3.500 und 4.500 Euro monatlich. Die gesetzliche Pflegeversicherung übernimmt davon je nach Pflegegrad maximal 2.005 Euro. Was bleibt, ist eine gewaltige Versorgungslücke, die Familien Jahr für Jahr finanziell belastet.

Die versteckten Kosten der Pflege

Neben den offensichtlichen Kosten für Unterkunft und Verpflegung kommen weitere Ausgaben auf Sie zu, die viele unterschätzen:

  • Investitionskosten: Durchschnittlich 350-500 Euro monatlich für die Instandhaltung des Pflegeheims
  • Zusätzliche Betreuungsleistungen: 150-300 Euro für aktivierende Maßnahmen und Betreuung
  • Medizinische Behandlungspflege: Kosten für Arzt- und Therapiebesuche
  • Persönliche Ausgaben: Friseur, Kleidung, kleinere Anschaffungen
  • Pflege im EU-Ausland

Die Mathematik ist gnadenlos: Selbst bei einem mittleren Pflegegrad summieren sich die monatlichen Eigenkosten schnell auf über 2.000 Euro. Bei einer durchschnittlichen Verweildauer von 2,5 Jahren im Pflegeheim entstehen so Gesamtkosten von 60.000 Euro und mehr – Geld, das die meisten Rentner schlichtweg nicht haben.

Der Teufelskreis: Wenn die Rente nicht reicht

Die durchschnittliche Rente in Deutschland liegt bei etwa 1.200 Euro monatlich. Rechnet man die Pflegekosten dagegen, wird schnell klar: Hier klafft eine Lücke von mindestens 1.000 Euro monatlich, die irgendwie finanziert werden muss.

Zunächst wird das eigene Vermögen aufgebraucht. Das Eigenheim, für das man jahrzehntelang gearbeitet hat, muss verkauft werden. Sparbücher und Lebensversicherungen werden geplündert. Doch was passiert, wenn auch das nicht mehr reicht?

Elternunterhalt: Die Schockrechnung für die Kinder

Hier kommt eine der unangenehmsten Überraschungen des deutschen Sozialrechts ins Spiel: der Elternunterhalt. Können pflegebedürftige Eltern die Heimkosten nicht mehr selbst tragen, werden deren Kinder zur Kasse gebeten. Und das kann richtig teuer werden.

Das Sozialamt prüft genau das Einkommen und Vermögen der Kinder. Die magische Grenze liegt bei einem jährlichen Bruttoeinkommen von 100.000 Euro. Wer mehr verdient, muss für die Pflegekosten der Eltern aufkommen. Doch auch bei geringeren Einkommen kann eine Unterhaltspflicht entstehen.

Ein Rechenbeispiel aus der Praxis:

Familie Müller hat ein Nettoeinkommen von 4.500 Euro monatlich. Der Vater wird pflegebedürftig und die monatlichen Eigenkosten betragen 1.800 Euro. Nach Abzug des Selbstbehalts von etwa 2.000 Euro muss Familie Müller monatlich 400-600 Euro für die Pflege des Vaters zahlen – zusätzlich zu ihren eigenen Lebenshaltungskosten.

Diese finanzielle Belastung kann sich über Jahre hinziehen und junge Familien in erhebliche Schwierigkeiten bringen. Viele unterschätzen dieses Risiko völlig, weil sie sich nicht vorstellen können, dass ihre eigenen Eltern jemals pflegebedürftig werden könnten.

Die Versorgungslücke verstehen: Warum reicht die gesetzliche Pflegeversicherung nicht?

Die gesetzliche Pflegeversicherung wurde 1995 eingeführt und seitdem nur geringfügig angepasst. Das System basiert auf festen Leistungsbeträgen, die nicht mit den tatsächlichen Kosten der Pflege Schritt gehalten haben.

Die Leistungen der gesetzlichen Pflegeversicherung im Überblick

PflegegradGeldleistung ambulantSachleistung ambulantLeistung stationär
1125 Euro
2316 Euro724 Euro770 Euro
3545 Euro1.363 Euro1.262 Euro
4728 Euro1.693 Euro1.775 Euro
5901 Euro2.095 Euro2.005 Euro

Diese Beträge mögen auf den ersten Blick ausreichend erscheinen, doch die Realität sieht anders aus. Ein Heimplatz kostet heute mindestens das Doppelte der höchsten Pflegeleistung. Die Lücke wird dabei immer größer, da die Pflegekosten deutlich stärker steigen als die Leistungen der gesetzlichen Versicherung.

Besonders problematisch ist die Situation in beliebten Regionen und Ballungsräumen. Hier können die monatlichen Eigenanteile schnell 3.000 Euro und mehr betragen. Gleichzeitig sind die Wartelisten für günstigere Plätze oft monatelang, sodass Familien oft keine andere Wahl haben, als teurere Einrichtungen zu wählen.

Private Pflegezusatzversicherung: Arten und Unterschiede

Eine private Pflegezusatzversicherung kann diese gefährliche Versorgungslücke schließen. Doch nicht alle Versicherungen sind gleich. Es gibt verschiedene Varianten, die sich in Leistung und Kosten erheblich unterscheiden.

Pflegetagegeldversicherung: Der klassische Schutz

Die Pflegetagegeldversicherung ist die bekannteste Form der privaten Pflegeabsicherung. Sie zahlt ein fest vereinbartes Tagegeld, abhängig vom erreichten Pflegegrad.

Vorteile der Pflegetagegeldversicherung:

  • Freie Verwendung des Geldes
  • Planbare Leistungen
  • Meist günstigere Beiträge
  • Auszahlung auch bei häuslicher Pflege

Nachteile:

  • Keine Kostendeckung bei stark steigenden Pflegekosten
  • Inflation kann die Leistung entwerten
  • Oft keine Dynamik in günstigen Tarifen

Pflegekostenversicherung: Schutz nach Bedarf

Die Pflegekostenversicherung erstattet die tatsächlich entstehenden Pflegekosten bis zur vereinbarten Höchstgrenze. Diese Variante bietet den umfassendsten Schutz, ist aber auch entsprechend teurer.

Vorteile der Pflegekostenversicherung:

  • Vollständige Kostendeckung möglich
  • Schutz vor Kostensteigerungen
  • Keine Unterversicherung bei steigenden Pflegekosten

Nachteile:

  • Höhere Beiträge
  • Komplexere Abrechnung
  • Beleganforderungen notwendig

Pflegerentenversicherung: Die Altersvorsorge mit Pflegebaustein

Eine Pflegerentenversicherung kombiniert Altersvorsorge mit Pflegeschutz. Falls keine Pflege benötigt wird, erhalten Sie eine normale Rente. Im Pflegefall wird die Rente entsprechend erhöht.

Vorteile der Pflegerentenversicherung:

  • Doppelter Nutzen: Rente und Pflegeschutz
  • Kapital geht nicht „verloren“, wenn keine Pflege benötigt wird
  • Oft staatlich gefördert

Nachteile:

  • Höhere Beiträge
  • Komplexere Vertragsgestaltung
  • Rendite oft geringer als bei separaten Produkten

Pflege-Bahr: Staatlich gefördert, aber mit Schwächen

Seit 2013 gibt es die staatlich geförderte Pflegezusatzversicherung, auch „Pflege-Bahr“ genannt. Der Staat zahlt einen Zuschuss von 5 Euro monatlich, wenn Sie mindestens 10 Euro eigenen Beitrag zahlen.

Die Nachteile des Pflege-Bahr

Obwohl staatlich gefördert, hat der Pflege-Bahr erhebliche Schwächen:

  • Niedrige Leistungen: Meist nur 500-600 Euro monatlich im höchsten Pflegegrad
  • Lange Wartezeiten: Fünf Jahre Wartezeit für die vollen Leistungen
  • Begrenzte Auswahl: Nur wenige Versicherer bieten attraktive Bahr-Tarife
  • Annahmezwang: Versicherer müssen jeden nehmen, was zu schlechteren Konditionen führt

Für eine grundlegende Absicherung kann der Pflege-Bahr ein Anfang sein, reicht aber bei weitem nicht aus, um die Versorgungslücke zu schließen.

Pflegeversicherung für junge Leute: Früh anfangen lohnt sich

„Ich bin noch jung, Pflege ist noch weit weg“ – das denken viele 30- bis 40-Jährige. Ein fataler Irrtum. Gerade junge Menschen profitieren besonders von einer frühen Absicherung.

Die Vorteile eines frühen Einstiegs

Niedrige Beiträge: Je jünger Sie beim Abschluss sind, desto günstiger die monatlichen Beiträge. Ein 30-Jähriger zahlt oft nur halb so viel wie ein 50-Jähriger für die gleiche Leistung.

Gesundheitsprüfung: In jungen Jahren ist die Wahrscheinlichkeit höher, die Gesundheitsprüfung ohne Probleme zu bestehen. Chronische Krankheiten können später zum Ausschluss führen.

Langer Ansparzeitraum: Über 30-40 Jahre sammeln sich erhebliche Rücklagen an, die die Beiträge im Alter stabilisieren.

Beispielrechnung: Jung vs. Alt

Beispiel Pflegetagegeld 1.500 Euro monatlich:

EintrittsalterMonatlicher BeitragGesamtbeitrag bis 67
30 Jahre35 Euro15.540 Euro
40 Jahre52 Euro16.848 Euro
50 Jahre89 Euro18.156 Euro

Die Ersparnis bei frühem Abschluss ist erheblich und der Schutz beginnt sofort.

Die verschiedenen Pflegegrade verstehen

Seit 2017 gibt es fünf Pflegegrade, die das alte System der Pflegestufen abgelöst haben. Die Einstufung erfolgt durch den Medizinischen Dienst der Krankenkassen (MDK) basierend auf dem Grad der Selbstständigkeit.

Die fünf Pflegegrade im Detail

Pflegegrad 1: Geringe Beeinträchtigung der Selbstständigkeit Leichte körperliche oder geistige Einschränkungen, die den Alltag wenig beeinträchtigen. Typisch für beginnende Demenz oder nach kleineren Operationen.

Pflegegrad 2: Erhebliche Beeinträchtigung der Selbstständigkeit Deutliche Einschränkungen bei der Körperpflege oder im Haushalt. Hilfe bei mehreren Aktivitäten des täglichen Lebens erforderlich.

Pflegegrad 3: Schwere Beeinträchtigung der Selbstständigkeit Extensive Hilfe bei der Körperpflege, beim Essen oder bei der Mobilität notwendig. Oft Übergang zur stationären Pflege.

Pflegegrad 4: Schwerste Beeinträchtigung der Selbstständigkeit Umfassende Pflege rund um die Uhr erforderlich. Betroffene können kaum noch eigenständig handeln.

Pflegegrad 5: Schwerste Beeinträchtigung mit besonderen Anforderungen Zusätzlich zu Pflegegrad 4 besondere Anforderungen an die pflegerische Versorgung, etwa bei beatmungspflichtigen Patienten.

Die meisten privaten Pflegezusatzversicherungen orientieren ihre Leistungen an diesen Pflegegraden, wobei die Zahlungen stufenweise ansteigen.

Realistische Kostenbetrachtung: Was kostet Pflege wirklich?

Um zu verstehen, wie hoch Ihr Absicherungsbedarf ist, müssen Sie die realen Kosten der Pflege kennen. Diese variieren stark je nach Region, Pflegeform und individuellen Bedürfnissen.

Kosten der häuslichen Pflege

Häusliche Pflege ist oft die bevorzugte Alternative zum Pflegeheim, kann aber ebenfalls teuer werden:

  • Ambulante Pflegedienste: 25-35 Euro pro Stunde
  • 24-Stunden-Betreuung: 2.000-3.500 Euro monatlich
  • Tagespflege: 50-80 Euro täglich
  • Umbaumaßnahmen: 5.000-15.000 Euro einmalig

Kosten der stationären Pflege

RegionDurchschnittlicher Eigenanteil
Bayern2.411 Euro
Baden-Württemberg2.389 Euro
Hamburg2.338 Euro
Hessen2.279 Euro
Nordrhein-Westfalen2.147 Euro
Bundesschnitt2.126 Euro

Diese Zahlen zeigen deutlich: Ohne private Zusatzversicherung ist ein Heimaufenthalt für die meisten Menschen finanziell nicht darstellbar.

Die regionalen Unterschiede sind erheblich. In teuren Ballungsräumen wie München oder Frankfurt können die Eigenanteile schnell über 3.000 Euro monatlich liegen. Gleichzeitig sind günstigere Plätze oft schwer zu bekommen oder bieten eine geringere Betreuungsqualität.

Praxisbeispiel: Familie Schmidt plant vorausschauend

Familie Schmidt aus Düsseldorf hat erkannt, dass sie handeln muss. Michael Schmidt (35) und seine Frau Andrea (32) haben zwei kleine Kinder und verdienen zusammen 5.800 Euro netto monatlich. Michaels Eltern sind 68 und 65 Jahre alt, beide gesund, aber sie machen sich Gedanken über die Zukunft.

Die Analyse der Familie Schmidt

Nach einem Beratungsgespräch wird klar: Sollten beide Elternteile pflegebedürftig werden, würde das die Familie Schmidt finanziell überfordern. Die Eltern haben zusammen 2.400 Euro Rente, ihr Eigenheim ist abbezahlt. Bei einem monatlichen Eigenanteil von 2.100 Euro pro Person im Pflegeheim bliebe eine Lücke von 3.800 Euro monatlich.

Die Lösungsstrategie

Die Familie Schmidt entscheidet sich für einen mehrstufigen Plan:

  1. Sofortiger Abschluss einer Pflegetagegeldversicherung für beide Elternteile: 1.200 Euro monatlich ab Pflegegrad 2, Beitrag: 180 Euro monatlich
  2. Eigene Absicherung: Michael und Andrea schließen jeweils eine Pflegetagegeldversicherung über 1.500 Euro monatlich ab. Beitrag: 70 Euro monatlich
  3. Ansparplan für zusätzliche Pflegekosten: 100 Euro monatlich in einen ETF-Sparplan für unvorhergesehene Pflegekosten

Das Ergebnis nach 10 Jahren

Die Gesamtinvestition von 350 Euro monatlich erscheint der Familie Schmidt anfangs hoch. Doch bereits nach wenigen Jahren zahlt sich die Strategie aus: Als Michaels Vater einen Schlaganfall erleidet und Pflegegrad 3 erhält, übernimmt die Versicherung monatlich 900 Euro der Pflegekosten.

Die finanzielle Belastung für die Familie reduziert sich von ursprünglich kalkulierten 1.800 Euro auf nur noch 400 Euro monatlich.

Der Pflegetagegeldversicherung Vergleich: Worauf kommt es an?

Beim Vergleich verschiedener Pflegetagegeldversicherungen sollten Sie nicht nur auf den Preis schauen. Wichtiger sind oft die Leistungsunterschiede und Vertragsbedingungen.

Die wichtigsten Vergleichskriterien

Leistungshöhe nach Pflegegraden: Wie viel zahlt die Versicherung in den verschiedenen Pflegegraden? Achten Sie besonders auf die Leistungen in den Pflegegraden 2 und 3, da hier die meisten Pflegefälle eingestuft werden.

Beitragsstabilität: Wie oft und in welchem Umfang wurden die Beiträge in der Vergangenheit erhöht? Manche Versicherer locken mit niedrigen Einstiegsbeiträgen, erhöhen dann aber regelmäßig kräftig.

Wartezeiten: Wann beginnt der Versicherungsschutz? Manche Tarife haben Wartezeiten von bis zu drei Jahren, andere bieten sofortigen Schutz.

Leistungsauslöser: Orientiert sich die Versicherung an den gesetzlichen Pflegegraden oder hat sie eigene Kriterien? Eigene Kriterien können zu Problemen bei der Leistungsgewährung führen.

Dynamik: Steigen die Leistungen automatisch mit der Inflation? Eine fehlende Dynamik kann dazu führen, dass die Versicherungsleistung in 20 Jahren nur noch die Hälfte wert ist.

Typische Fallstricke beim Vergleich

Viele Verbraucher fokussieren sich zu stark auf niedrige Beiträge und übersehen wichtige Leistungsunterschiede. Ein typisches Beispiel: Versicherung A kostet 45 Euro monatlich und zahlt 1.000 Euro im Pflegegrad 3. Versicherung B kostet 65 Euro und zahlt 1.500 Euro.

Auf den ersten Blick scheint A günstiger. Bei genauerer Betrachtung zeigt sich: Versicherung A hat eine dreijährige Wartezeit und keine Beitragsstabilität, während B sofortigen Schutz und stabile Beiträge bietet.

Die Unterschiede in der Qualität der Pflegeversicherungen können sich über die Jahrzehnte zu erheblichen finanziellen Belastungen summieren. Deshalb sollten Sie immer das Gesamtpaket betrachten, nicht nur den monatlichen Beitrag.

Steuerliche Aspekte: So unterstützt der Staat Ihre Vorsorge

Private Pflegezusatzversicherungen werden steuerlich begünstigt. Die Beiträge können als Sonderausgaben in der Steuererklärung geltend gemacht werden, allerdings nur im Rahmen der Höchstbeträge für Vorsorgeaufwendungen.

Steuerliche Behandlung im Detail

Für Arbeitnehmer gilt ein Höchstbetrag von 1.900 Euro jährlich für alle Vorsorgeaufwendungen (Kranken-, Pflege- und Arbeitslosenversicherung). Selbstständige können bis zu 2.800 Euro absetzen. Da die meisten Menschen bereits durch ihre gesetzlichen Versicherungen diese Grenzen ausschöpfen, wirkt sich die private Pflegezusatzversicherung oft nicht steuermindernd aus.

Anders sieht es bei Versicherungen aus, die als Berufsunfähigkeitsversicherung oder Unfallversicherung konzipiert sind und einen Pflegebaustein enthalten. Diese können oft vollständig abgesetzt werden.

Häufige Fehler bei der Pflegevorsorge vermeiden

Viele Menschen machen bei der Pflegevorsorge typische Fehler, die später teuer werden können. Hier die wichtigsten Punkte, die Sie beachten sollten:

Fehler 1: Zu spät anfangen

„Ich denke später daran“ ist einer der häufigsten Sätze zum Thema Pflegevorsorge. Doch später kann es zu spät sein – entweder gesundheitlich oder finanziell. Jedes Jahr des Wartens macht die Versicherung teurer und das Risiko einer Ablehnung größer.

Fehler 2: Zu niedrig versichern

Viele Menschen unterschätzen die tatsächlichen Pflegekosten und versichern sich nur mit 500-800 Euro monatlich. Das reicht bestenfalls für eine Grundversorgung, schließt aber nicht die Versorgungslücke.

Fehler 3: Nur auf den Preis schauen

Der günstigste Tarif ist selten der beste. Wichtiger sind langfristige Beitragsstabilität, umfassende Leistungen und ein seriöser Versicherer mit guter Finanzausstattung.

Fehler 4: Vertragsbedingungen ignorieren

Die meisten Menschen lesen keine Versicherungsbedingungen. Dabei verstecken sich dort oft wichtige Informationen über Wartezeiten, Leistungsausschlüsse und Kündigungsrechte.

Alternative Finanzierungsmodelle für die Pflege

Neben der klassischen Pflegezusatzversicherung gibt es weitere Möglichkeiten, sich gegen Pflegekosten zu wappnen:

Immobilien als Pflegevorsorge

Viele Menschen setzen auf die eigene Immobilie als Pflegevorsorge. Die Logik: Im Pflegefall wird das Haus verkauft oder beliehen, um die Pflegekosten zu finanzieren. Das kann funktionieren, hat aber Risiken:

  • Immobilienwerte können fallen
  • Der Verkauf unter Zeitdruck erzielt oft schlechte Preise
  • Emotionale Bindung erschwert rationale Entscheidungen
  • Steuerliche Nachteile bei Verkauf

Ansparmodelle und Investments

Manche Menschen sparen lieber selbst für den Pflegefall, statt eine Versicherung abzuschließen. Bei einer Ansparrate von 200 Euro monatlich über 30 Jahre können bei 4% Rendite etwa 140.000 Euro zusammenkommen. Das klingt viel, reicht aber bei heutigen Pflegekosten nur für etwa fünf Jahre Pflege.

  • Das Risiko: Wenn die Pflege früher eintritt als geplant, ist nicht genügend Kapital vorhanden. Außerdem unterliegt das gesparte Vermögen den Schwankungen der Kapitalmärkte.

Mischformen und moderne Konzepte

Innovative Versicherer bieten heute Mischformen an, die Versicherungsschutz mit Ansparmodellen kombinieren. Diese hybriden Produkte können interessant sein, sind aber oft komplex und teuer.

Ein Beispiel sind Pflegerentenversicherungen mit Fondsanteil. Hier fließt ein Teil des Beitrags in Investmentfonds, was höhere Renditechancen, aber auch Verlustrisiken mit sich bringt.

Fazit: Handeln Sie jetzt, bevor es zu spät ist

Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Ohne private Pflegezusatzversicherung droht Ihnen und Ihrer Familie im Pflegefall eine finanzielle Katastrophe. Ein durchschnittlicher Eigenanteil von über 2.100 Euro monatlich kann selbst gut situierte Familien in den Ruin treiben.

Doch die gute Nachricht ist: Sie können sich schützen. Eine frühzeitig abgeschlossene private Pflegezusatzversicherung sinnvoll ausgewählt und passend dimensioniert, schließt die gefährliche Versorgungslücke und bewahrt Ihre Familie vor dem finanziellen Ruin.

Die wichtigsten Erkenntnisse zusammengefasst:

Die gesetzliche Pflegeversicherung deckt nur einen Bruchteil der tatsächlichen Pflegekosten ab. Eine Versorgungslücke von 1.000-2.000 Euro monatlich ist normal. Elternunterhalt kann auch Kinder mit mittleren Einkommen belasten, besonders ab einem Bruttoeinkommen von 100.000 Euro jährlich. Je früher Sie eine Pflegezusatzversicherung abschließen, desto günstiger wird sie und desto sicherer ist der Versicherungsschutz.

Bei der Auswahl sollten Sie nicht nur auf den Preis achten, sondern auch auf Beitragsstabilität, Leistungsumfang und Vertragsbedingungen. Eine gut gewählte private Pflegezusatzversicherung ist eine der wichtigsten Versicherungen für jeden, der seine Familie finanziell schützen möchte.

Warten Sie nicht, bis es zu spät ist. Die Pflegebedürftigkeit kommt oft überraschend, und dann ist es für eine Absicherung zu spät. Informieren Sie sich jetzt über Ihre Möglichkeiten und treffen Sie eine informierte Entscheidung für Ihre finanzielle Sicherheit im Alter.

Die Investition in eine private Pflegezusatzversicherung mag heute wie eine zusätzliche Belastung erscheinen. Doch betrachten Sie es als das, was es wirklich ist: eine Investition in Ihre Würde, Ihre Unabhängigkeit und den Schutz Ihrer Familie. Denn am Ende geht es nicht nur um Geld – es geht um die Gewissheit, dass Sie und Ihre Angehörigen auch im Pflegefall die bestmögliche Versorgung erhalten, ohne dabei finanziell zugrunde zu gehen.

Häufig gestellte Fragen (FAQ)

1. Ab welchem Alter sollte ich eine private Pflegezusatzversicherung abschließen?

Je früher, desto besser. Optimal ist ein Abschluss zwischen 30 und 40 Jahren. In diesem Alter sind die Beiträge noch niedrig, die Gesundheitsprüfung meist unproblematisch, und Sie haben einen langen Zeitraum, um von stabilen Beiträgen zu profitieren. Grundsätzlich ist aber auch ein späterer Abschluss noch sinnvoll, solange Sie gesund sind.

2. Wie hoch sollte die Versicherungssumme bei einer Pflegetagegeldversicherung sein?

Eine realistische Absicherung liegt bei 1.500 bis 2.000 Euro monatlich. Diese Summe orientiert sich am durchschnittlichen Eigenanteil in deutschen Pflegeheimen von etwa 2.100 Euro. Berücksichtigen Sie dabei, dass die Pflegekosten weiter steigen werden. Eine Dynamik, die die Leistungen jährlich um 2-3% erhöht, ist daher empfehlenswert.

3. Was passiert mit meinen Beiträgen, wenn ich nie pflegebedürftig werde?

Bei einer klassischen Pflegetagegeld- oder Pflegekostenversicherung verfallen die Beiträge, wenn Sie nie pflegebedürftig werden – ähnlich wie bei einer Hausratversicherung, wenn nie eingebrochen wird. Wenn Sie das stört, können Sie eine Pflegerentenversicherung wählen. Diese zahlt im Pflegefall erhöhte Leistungen und ansonsten eine normale Rente.

4. Kann meine private Pflegezusatzversicherung gekündigt werden oder die Beiträge beliebig erhöht werden?

Nein, der Versicherer kann den Vertrag nicht kündigen, solange Sie Ihre Beiträge zahlen. Beitragserhöhungen sind nur unter strengen Voraussetzungen möglich und müssen von einem Treuhänder genehmigt werden. Allerdings sollten Sie bei der Auswahl auf Versicherer setzen, die in der Vergangenheit stabile Beiträge hatten. Sie selbst können den Vertrag in der Regel jederzeit kündigen.

5. Greift die private Pflegezusatzversicherung auch bei Demenz und psychischen Erkrankungen?

Ja, moderne Pflegezusatzversicherungen orientieren sich an den gesetzlichen Pflegegraden, die sowohl körperliche als auch geistige Beeinträchtigungen berücksichtigen. Demenz ist sogar eine der häufigsten Ursachen für Pflegebedürftigkeit. Wichtig ist, dass Sie bei Vertragsabschluss keine entsprechenden Vorerkrankungen verschweigen, da dies später zu Leistungsverweigerungen führen kann.

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