Pest wütet auf Madagaskar – Schon 280 Erkrankte

13. Februar 2015
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Die Pest galt insbesondere im Mittelalter und in der frühen Neuzeit als göttliche Strafe für menschliche Vergehen.

Erst durch die Entdeckung des Bakteriums Yersinia pestis und die zunehmenden Erkenntnisse über Infektionskrankheiten wurde die theologische Auslegung der Pest durch eine rational wissenschaftliche Erklärung abgelöst.

Auch wenn die Pest ihren Schrecken heute in Europa verloren hat, tritt sie in vielen Ländern immer noch auf, so aktuell auf Madagaskar.

Yersinia Pestis: Der Erreger der Pest

Heute wissen wir, dass die Pest durch Nagetiere wie Ratten, Murmeltiere und andere Nagetiere übertragen wird. Das Bakterium Yersinia pestis stellt eine Mutation des Bakteriums Yersinia pseudotuberculosis dar. Dieses ist für den Menschen nahezu ungefährlich. Die Mutation hingegen gilt als hochansteckende Infektionskrankheit.

Die pathogene Eigenschaften des Bakteriums werden durch Endotoxin, Ektotoxin und durch Bakterienkapselbildung verursacht. Die Verbreitung der Erkrankung steht dabei in direkter Korrelation zu deren Zwischenwirten.

Abhängig ist die Verbreitung der Pest aber auch durch die jeweils vorherrschende Resistenz des Bakteriums gegen entsprechende Arzneimittel wie Antibiotika sowie den in der jeweiligen Regionen vorherrschenden hygienischen Verhältnissen.

Insbesondere die im Mittelalter hohen Anteile an Rattenpopulationen sind durch bessere hygienische Maßnahmen in den Großstädten zumeist in die Kanalisation verbannt und treten daher nicht zutage. Zudem werden entsprechende Populationsauswüchse an Pest übertragenden Nagetieren durch Kammerjäger in den Industrienationen bekämpft.

Unterschiedliche Übertragungswege

Die Pest wird auf verschiedene Wege übertragen. Einerseits treten insbesondere Flohbisse, andererseits aber auch Tröpfcheninfektion als maßgebliche Übertragungswege in den Vordergrund. Insbesondere die Tröpfcheninfektion führt zur primären Lungenpest.

Der typische Rattenfloh (zoologisch als Xenopsylla cheopis bezeichnet) gilt als der Hauptüberträger der Pest. Diese Floh-Art ist in Europa aufgrund der klimatischen Bedingungen nicht existent. Der Menschenfloh, zoologisch als Pulex irritans bezeichnet, kann nach Angaben von A.W. Bacot hingegen als möglicher Zwischenwirt der Pest infrage kommen. Aber auch weitere Floharten geraten hinsichtlich der Fähigkeit, die Pest zu übertragen in den Fokus der Wissenschaft.

Insgesamt zeigen Studien, dass die Pest durch über 200 Säugetierarten übertragen werden kann. Selbst Hunde und Katzen sind hinsichtlich der Fähigkeit die Erkrankung auf den Menschen zu übertragen nicht ausgeschlossen.

Wie wirken die Pestbakterien im menschlichen Körper?

Nachdem der Zwischenwirt die Pestbakterien in den menschlichen Körper gebracht hat, kommt es durch Ausbreitung des Bakteriums Yersinia pestis zunehmend zu einer hohen Bakterienkonzentration im Blut. Diese führt schließlich zu einer Sepsis. Die Sepsis entsteht dadurch, dass die Bakterien nach Beendigung ihres Lebenszyklus absterben und dabei Toxine direkt in die Blutbahn gelangen. Leber und Nieren können dabei nekrotisch reagieren, bei dem Versuch den Körper von dem Bakterientoxin zu befreien. Der Erkrankte stirbt letztlich an einem toxischen Schock.

Die unterschiedlichen Pestarten

Bei der Pest werden die Beulenpest, die Pestsepsis, die Lungenpest und die abortive Pest unterschieden. Die Beulenpest und die Lungenpest weisen dabei die größte Häufigkeit auf. Aus einer entstandenen Beulenpest heraus entwickelt sich vielfach ohne medizinisches Eingreifen eine Pestsepsis, die schließlich zu einer Lungenpest führt. Auch ist es möglich, dass sich eine so genannte Pestmeningitis durch hämatogene Streuung von Yersinia pestis nach Auftreten einer Beulenpest bildet.

Die Beulenpest

Bei der Beulenpest liegt die Inkubationszeit zwischen wenigen Stunden und sieben Tage. Sie verläuft häufig mit Fieber, Kopf-und Gliederschmerzen, Benommenheit und einem allgemeinen Krankheitsgefühl. Im weiteren Verlauf treten Bewusstseinsstörungen auf. Es bilden sich an den Achselhöhlen, in den Leisten und am Hals die typischen Beulen, die durch eine Infektion der Lymphknoten und der Lymphgefäße an der Bissstelle des Flohs entstehen.

Die Pestsepsis

Die Pestsepsis entsteht durch die hämatogene Verbreitung der Bakterien und die entsprechende Vermehrung in der Blutbahn. Es kommt zu Schüttelfrost, Fieber, Kopfschmerzen, einem allgemeinen Krankheitsgefühl, einer großflächigen Haut-und Organblutung und im späteren Verlauf zum Schock. Insbesondere die großflächige Haut- beziehungsweise Organblutung und ihre typische dunkle Verfärbung auf dem Körper brachte der Pest den Namen “ schwarzer Tod“ ein.

Die Lungenpest

Die Lungenpest wird durch Tröpfcheninfektion übertragen. Lediglich kleinere Bevölkerungsteile erkranken an dieser Form der Pest. Weil die Pestbakterien in der Luft jedoch sehr schnell absterben, muss zur Übertragung der Lungenpest eine geringe Distanz vorherrschen, damit der Erreger seine pathogene Wirkung im Körper ausüben kann. Die Inkubationszeit der Lungenpest beträgt zwischen einem und drei Tagen. Die Sterblichkeitsrate (Letalität) beträgt dabei rund 95 Prozent.

Die abortive Pest

Die abortive Pest verläuft im Gegensatz zu den anderen Formen hingegen zumeist harmlos. Sie äußert sich in einer leichten Lymphknotenschwellung und in zumeist nur leichtem Fieber. Wenn eine an einer abortiven Pest erkrankte Person die Erkrankung einmal überwunden hat, ist diese zugleich gegen alle Formen der Pest für lange Zeit immun.

Diagnose und Therapie

Die Diagnose der Pest erfolgt über den Erreger, entweder im Sekret der auftretenden Beulen, bei der Lungenpest im Sputum (Auswurf) oder über das Blut. Die Pest wird heutzutage vor allem mit Antibiotika behandelt und hier insbesondere mit den Wirkstoffen Streptomycin und Chloramphenicol. Aber auch Kombinationstherapien mit Sulfonamiden und Tetracyclinen bringen einen Behandlungserfolg. Auch wenn in der heutigen Zeit die Pest nur noch relativ selten auftritt, ist sie dennoch nicht völlig besiegt.

Madagasgar aktuell wieder von Pest betroffen

Allein im Zeitraum von 1978 bis 1992 gab es nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO 1451 Todesfälle, die in 21 Ländern auftraten. Allein in den USA gab es im Jahr 1992 rund 13 Pestinfektionen.

Im Jahr 2008 gab es in Madagaskar einen Pestausbruch, bei dem 18 Menschen ihren Tod fanden. Auch im ersten Quartal 2011 erkrankten 200 Menschen in Madagaskar an der Pest. Aktuell ist die Pest in Madagaskar erneut ausgebrochen.

Bisher sind 71 Menschen auf der Insel an der Krankheit gestorben. Allein in den letzten fünf Monaten zählte die WHO in Madagaskar an die 280 erkrankte Personen. Die Behandlung der Krankheit auf Madagaskar wird insbesondere durch einen gegen ein Insektizid immun gewordenen Floh, der als Überträger gilt, erschwert. Madagaskar zählt zu den weltweit am meisten von der Pest in der heutigen Zeit heimgesuchten Ländern.

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