MRSA: Hoffnung im Kampf gegen die Keimresistenz

8. Januar 2015
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MRSA – Forschern ist es gelungen, einen möglichen Ansatz im Kampf gegen multiresistente Keime zu finden. Wie sieht dieser Ansatz genau aus und wo setzt er an?

MRSA im Krankenhaus oftmals tödlich

MRSA – multiresistente Keime stellen für die Medizin ein großes Problem dar. Immer wieder liest oder hört man von den so genannten multiresistenten Keimen. Insbesondere während eines Klinikaufenthalts bedrohen diese die Gesundheit. Da der Krankenhausinsasse durch eine mögliche Operation oder durch Bettlägerigkeitt häufig in seiner Immunabwehr sowieso schon geschwächt ist, kommt es bei der Ausbildung einer Multiresistenz oftmals zu einem letalen, also tödlichen Ausgang. Der Grund liegt darin, dass die multiresistenten Keime gegen Antibiotika und beziehungsweise Virostatiker unempfindlich sind. Dies hat zur Folge, dass herkömmliche Antibiotika nicht helfen und bereits besiegt geglaubte Krankheiten erneut zur Bedrohung werden können.

Besonders gefürchteter MRSA-Keim: Methicillin-resistente Staphylococcus aureus-Stämme

Besonders die so genannten MRSA-Stämme des Methicillin-resistenten Staphylococcus aureus gelten als Bedrohung. So sind bereits im Jahr 1963 Stämme des Bakteriums beschrieben worden, die einer Mutation in ihrem Penicillin-Bindungsprotein II besitzen. Das hat zur Folge, dass sie gegen Antibiotika wie Methicillin, Fluxloxacillin oder Oxacillin eine Resistenz aufweisen. Bei einer weitergehenden Resistenz können nur Präparate wie Vancomycin, Teicoplanin oder Linezolid als Wirkstoff gegen Staphylococcus-aureus verwendet werden.

In den USA in 50 Prozent der Krankenhauspatienten MRSA-Keime feststellbar

Insbesondere im Bereich der Intensivmedizin in den Industrieländern stellt die zunehmende Resistenz der Keime eine große Bedrohung dar. Die Häufigkeit der Erkrankung an MRSA-Stämmen liegt in Deutschland in den Krankenhäusern zwischen 15 und 20 Prozent. In den USA liegt dieser Wert bereits bei über 50 Prozent. Im Nachbarland Frankreich liegt die MRSA-Häufigkeit in Kliniken bei immerhin über 30 Prozent. Zudem sind in Alten- und Pflegeheimen bei rund 2,5 Prozent aller Bewohner MRSA-Keime feststellbar. Zunehmend gibt es auch insbesondere in Japan Stämme von MRSA, die gegen die so genannten Glykopeptide wie Vancomycin oder Teicoplanin resistent sind. Diese so genannten VRSA-Stämme sind zum Teil in den USA lokalisiert und beschrieben worden.

Ursachen der Multiresistenz

Die Ursachen für die Multiresistenz liegen in erster Linie in dem hohen Einsatz von Antibiotika, zum Teil aber auch daran, dass Tiere mit Antibiotika gefüttert werden und der Mensch diese dann sekundär über die Nahrung aufnimmt. Da zahlreiche, in der industriellen Tierhaltung dem Futter beigemischten, Antibiotika identisch sind oder verwandt sind mit denen in der Humanmedizin, kommt es zur Entwicklung von Resistenzen. Diese Formen der Resistenz durch die so genannte sekundäre Aufnahme von Antibiotika gilt als einer der Hauptgründe für die Ausbildung von multiresistenten Keimen. Durch den Einsatz von sogenannten Breitspektrum-Antibiotika bei bakteriellen Infekten wird zudem eine Resistenz herbeigeführt, die nicht notwendig wäre.

Häufig werden Antibiotika zu früh abgesetzt

Vielfach würde auch ein einfaches Penicillin als Antibiotika-Gabe reichen. Zudem werden häufig Antibiotika bei viralen Infektionen verordnet. Da Antibiotika jedoch ausschließlich bei bakteriellen Infektionen helfen, können Bakterien, die mit dem Antibiotikum in Kontakt kommen, eine Resistenz ausbilden. Als weitere Ursache für die Entwicklung von Multiresistenzen ist das vorschnelle Absetzen von Antibiotika zu erwähnen. Dadurch werden nicht sämtliche Bakterien abgetötet und die überlebenden Bakterien können durch Mutationen Resistenzen entwickeln. Bei der HIV-Therapie ist die Gabe von Virostatiker ein Leben lang notwendig. Bei der Gabe ausschließlich eines Präparats entwickelt das HI-Virus schnell eine Resistenz. Aus diesem Grunde wird ein Kombinationspräparat verabreicht. Häufig entwickelt sich trotzdem eine Multiresistenz. Nicht nur Staphylococcus aureus gilt als MRSA-Keim, sondern auch gram-positive Bakterien wie das Mycobacterium tuberculosis. Auch die mehrfach-resistenten gram-negativen Bakterien wie der typische Krankenhauskeim Pseudomonas aeroginosa gilt als typischer MRSA-Keim.

Wissenschaftler aus Bonn und den USA finden Teixobactin als mögliche Wunderwaffe gegen MRSA

Im Zuge dieser Problematik ist es Wissenschaftlern aber nun offenbar gelungen den Wirkmechanismus von Teixobactin zu entschlüsseln. Der Wirkstoff gilt als Synthesehemmer in der bakteriellen Zellwand. Der Wirkstoff bindet Glycolipide und verhindert so den Aufbau der Bakterien-Zellwand. Die Forscher des Instituts für medizinische Mikrobiologie, Immunologie und Parasitologie des Universitätsklinikums Bonn haben zusammen mit Wissenschaftlern aus den USA (Team von Kim Lewis von der Northeastern University in Boston) den Wirkmechanismus von Teixobactin entschlüsselt. Die Wissenschaftler haben dabei ihre Forschungsergebnisse in der Fachzeitschrift “Nature“ publiziert. Die Substanz Teixobactin wird selbst von einem bislang nicht bekannten Bakterium gebildet. Die Forscher nannten das Bakterium „Eleftheria terrae“. Hierbei handelt es sich um ein bislang unbekanntes Bodenbakterium. Mithilfe von Teixobactin könnte es zukünftig möglich sein, MRSA-Infektionen im wahrsten Sinne des Wortes im Keim zu ersticken. Dadurch ist es möglich, zahlreiche Leben in den Kliniken zu retten. Wann allerdings eine mögliche Marktreife für den Wirkstoff erfolgt, ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht auszumachen. Momentan befindet sich die Forschung hierzu noch im Bereich der Grundlagenforschung.

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