Resistente Keime in Wurstwaren entdeckt
In mehreren Wurstprodukten aus Supermärkten sind in einer Stichprobe für die Grünen-Bundestagsfraktion gesundheitsgefährdende Keime gefunden worden. Putenwurst ist besonders betroffen.
Salami, Mettwurst und Schinken – Die Grünen ließen Proben aus Rohwurstsorten aus 13 deutschen Städten in einem zertifiziertem Labor testen. Das Ergebnis: 16 Prozent der untersuchten Wurstwaren waren mit resistenten Keimen belastet. Gefährlich sind die sogenannten ESBL-Keime (extended-spectrum beta-lactamases) da sie bestimme Enzyme produzieren, die Antibiotika unwirksam machen.
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Putenwurst besonders belastet
Die untersuchten Wurstwaren stammen aus Supermärkten, Discountern und Bäckereien fünf deutscher Städte. Insgesamt waren 16 Prozent mit den schädlichen ESBL-Keimen belastet. Die größte Gefahr geht von Putenprodukten aus, hier waren ganze 66 Prozent betroffen. Die ESBL-Keime sind für den Menschen gefährlich, da sie dessen Immunsystem resistent gegen viele gängige Antibiotika machen. Das kann bei schweren Infektionen zu erheblichen Komplikationen führen.
„Eine tickende Zeitbombe“
Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter nutzt die Untersuchungsergebnisse, um erneut das System der Massentierhaltung anzusprechen und in den Mittelpunkt aktueller politischer Diskussionen zu rücken. „Mit den Produktionsmethoden beim Billigfleisch gefährden wir unsere eigene Gesundheit.“ Grünen-Politikerin Bärbel Höhn ergänzt: Der Einsatz von Antibiotika in der Nutztierhaltung „produziert resistente Keime gegen Antibiotika, die wir als Menschen über das Wurstbrot zu uns nehmen. Das ist eine tickende Zeitbombe“.
Bessere Bedingungen für Masttiere gefordert
Um die Belastung für Menschen zu mindern, muss die „einseitige Zucht auf Hochleistung revidiert werden“ fordert Grünen-Agrarexperte Friedrich Ostendorff. Besonders für Puten müssen die Haltungsbedingungen verbessert und die Antibiotikagaben verringert werden.
Bereits vergangenes Jahr hatte die Grünen-Fraktion eine ähnliche Untersuchung durchgeführt, in der ebenfalls in 16 Prozent der untersuchten Proben ESBL-Keime gefunden wurden. Das Bundesinstitut für Risikobewertung stimmt der Grünen-Fraktion zu und erkennt die Gesundheitsgefahr durch den extremen Einsatz von Antibiotika. „Dies stellt ein erhebliches Problem für den gesundheitlichen Verbraucherschutz dar“, heißt es in einer FAQ von 2012.
Seit 1. April gelten neue Vorgaben
Um den Einsatz von Antibiotika in der Masttierhaltung kontrollieren zu können, gelten immerhin seit 1. April diesem Jahres strengere Meldepflichten. Alle sechs Monate müssen Tierhalter die Behörden über Anwendungen bei Schweinen, Hühner, Rindern und Puten informieren, die durch behördliche Besuche gegenkontrolliert werden. Ob die strengeren Auflagen langfristig wirklich den Verwendung von Antibiotika in der Tierzucht eindämmen, so zumindest das Ziel der Behörden, wird sich in den kommenden Monaten zeigen.