Zucker-Kartell zockt Verbraucher ab

4. März 2014
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Seit den Neunziger Jahren haben drei große Zuckerhersteller die Preise für Zucker künstlich in die Höhe getrieben. Das im Februar 2014 verkündigte Urteil verpflichtet die beteiligten Unternehmen zu 280 Millionen Euro Strafe. Leittragende sind trotzdem die Konsumenten.

Die Unternehmen Nordzucker, Südzucker und Pfeifer & Langen (Diamant-Zucker) haben sich in den Neunziger Jahren getroffen und gemeinsam festgelegt, in welchem Gebiet des Landes welche Menge Zucker zu welchem Preis verkauft werden darf. Erst 2009 wurden ihre geheimen Machenschaften durch eine Razzia des Bundeskartellamtes entlarvt.

Strafe von 280 Millionen Euro zu gering

Durch ihre im Einvernehmen getroffenen Gebiets- und Preisabsprachen standen die Zuckerhersteller untereinander nicht in Konkurrenz und konnten entsprechend höhere Preise von ihren Kunden verlangen.

Das nun im Februar 2014 verkündigte Urteil verpflichtet die Unternehmen zu einer Gesamtstrafe von 280 Millionen, 195 Millionen davon sind durch Südzucker zu tragen. Im Geschäftjahr 2009, in dem das Kartell aufflog, machte der Zuckerhersteller einen Gewinn von 162 Millionen – und das nicht zuletzt durch die verfälschten Marktpreise.

 Leidtragende sind die Verbraucher

Leidtragende der wettbewerbswidrigen Absprachen waren im Wesentlichen die Konsumenten. „Die Verarbeiter haben den Aufpreis natürlich über die Abgabepreise an die Endverbraucher weitergereicht“, hieß es in der Zucker verarbeitenden Industrie, schreibt die „Zeit“.

Gesunder Zuckerersatz als Alternative

Gesunden Zuckerersatz gibt es durchaus. So haben sich zum Beispiel Stevia, Xylit und Erythrit als Alternativen zum herkömmlichen und in Übermengen schädlichen Haushaltszuckers etabliert. Auch die Weltgesundheitsorganisation hat bereits ihre Empfehlung für den täglichen Verzehr von Zucker herabgesetzt, siehe WHO Empfehlung Zucker pro Tag

Zuckerersatzstoffe

Folgende Zuckerersatzstoffe gibt es:

Unternehmen kooperierten nach Razzia

2009, nachdem das Zucker-Kartell aufflog, haben nach Angaben des Bonner Amt alle beteiligten Unternehmen eine einvernehmliche Beendigung des Verfahrens vereinbart. Zwar hätte ihnen der Rechtsweg offen gestanden, alle Beteiligten haben jedoch in der Furcht vor höheren Bußgeldern bereitwillig kooperiert. „Die vergleichsweise Beilegung des Verfahrens hat zu einer erheblichen Senkung des Bußgelds geführt“, teilte Südzucker in einer Sofortmeldung für die Aktionäre mit.

Zucker: heikles Thema im Handel

Ohnehin ist Zucker bei Industrie und Handel bereits ein heikles Thema. Ursächlich dafür ist die Oligopolstruktur und die derzeitige Quotenregelung der Europäischen Union. Es gibt zwar genug Zucker innerhalb der EU, die Produktion übersteigt sogar den jährlichen Bedarf.

Jedoch darf die Belieferung von Zuckerverwertern wie Bäckereien, Süßwarenindustrie oder Getränkeherstellern nur zu 85 Prozent aus europäischen Ländern stammen, die restlichen 15 Prozent müssen durch Importe aus Schwellen -und Entwicklungsländern abgedeckt werden.

Lieferungen aus dem außereuropäischen Ausland erweisen sich jedoch vielfach als problematisch. Zum einen steigt der Eigenbedarf in den entsprechenden Ländern und zum anderen haben diese vermehrt die Herstellung von Biosprit als profitablere Alternative entdeckt.

Die Süßwarenindustrie musste bereits diverse Exportaufträge absagen, da sie nicht genügend Zucker geliefert bekamen. Ab 2017 wird sich dies ändern, denn wie ein EU-Beschluss vorsieht wird ab dann der Zuckermarkt für den freien Wettbewerb geöffnet.

Kurz zuvor bereits Bier-Kartell

Auch wenn die verhängten Strafgelder hoch sind, bleiben Kartelle für Unternehmen weiterhin ein lohnendes Geschäft. Das zeigte sich nicht nur im Zuckerskandal, sondern auch einen Monat zuvor im Januar 2014, als das Bundeskartellamt verschiedene deutsche Brauereien verurteilte.

Krombacher, Warsteiner, Bitburger und andere trafen jahrelang Geheimabsprachen und hoben den Preis pro Hektoliter Bier um 5 bis 7 Euro an, wodurch ein Kasten Bier einen Euro teurer wurde. Für die Verbraucher entstand bis zur Aufklärung des Skandals ein Schaden von jährlich 430 Millionen Euro.

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