Stethoskope mit gefährlichen Keimen verseucht

28. Februar 2014
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Denkt man an einen Arzt, schießt sofort das stereotypische Bild in den Kopf: Ein Mann mit weißem Kittel, um dessen Hals lässig ein Stethoskop baumelt. Wer hätte gedacht, dass genau dieses Stethoskop kein Helfer, sondern ein gefährlicher Feind für die Gesundheit von Patienten sein kann? Eine aktuelle Studie aus Genf zeigt, dass die Abhörinstrumente oft mit gefährlichen Keimen bedeckt sind.

Laut der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene (DGKH) sterben jährlich in Deutschland über 40.000 Patienten an Infektionen, die sie sich erst im Krankenhaus einfangen. Multiresistente Keime, wie der methicillin-resistenter Staphylococcus aureus (MRSA) können solch eine Infektion auslösen und stellen für ohnehin geschwächte Patienten eine große Gefahrenquelle dar. Während Ärzte sich regelmäßig vor und nach jedem Patientenbesuch die Hände desinfizieren, wird ihren Stethoskopen eher weniger Aufmerksamkeit geschenkt. Ein fataler Fehler, denn durch mangelnde Hygiene transportieren die Instrumente die Erreger in Windeseile von Patient zu Patient.

Warum sind resistente Keime so gefährlich?

Bakterien, die sich nicht mehr durch Antibiotika hemmen oder abtöten lassen, sind eine der größten medizinischen Gefahren der Neuzeit. Die sogenannten multiresistenten Keime kosten nicht nur viele Menschenleben, sondern stellen auch Wissenschaftler vor große Herausforderungen. Es gibt bisher keine wirksamen Medikamente gegen sie. In der Hamburger Uniklinik sterben jährlich 500 Patienten an Infektionen durch resistente Keime. In 20 Prozent der Fälle können die zuständigen Mikrobiologen und Ärzte die Keime gar nicht erst identifizieren. Wenn sie diese  finden, kann es bis zu zwei Tage dauern, bis vollständig geprüft ist, ob eins der bekannten Antibiotika helfen könnte. Zwei Tage, die den schwerkranken Patienten an Therapie fehlen und oft zu Todesfällen führen.

Stethoskop als Gefahrenquelle

Wissenschaftler rund um Prof. Didiler Pittet von der Universität Genf haben sich im Rahmen einer Studie auf die Suche nach Verbreitungsmechanismen der gefährlichen Erreger gemacht. Stethoskope dienen dem Abhören von Tönen, die durch die Tätigkeit von Herz, Lunge oder Darm entstehen. Hierzu werden sie direkt auf die Haut der Patienten aufgelegt und übertragen somit leicht Keime, mit denen sie behaftet sind.

Um herauszufinden, ob die Hände der Ärzte, das Stethoskop oder eben beide eine mögliche Ansteckungsquelle für multiresistente Keime darstellen, nahmen die Wissenschaftler direkt nach Patientenbesuchen insgesamt 289 Abstriche von den Händen der Ärzte und dem Stethoskop. Hauptfokus lag bei den Händen auf Fingerspitze, Handrücken und zwei Punkten auf der Handinnenseite. Bei den Stethoskopen hingegen gab es nur zwei Untersuchungspunkte: die Membran und der Schlauch des Instruments.

Ergebnis: Fingerspitzen und Stethoskope verseucht

Die Ergebnisse der Auswertung ergaben, dass auf der Membran des Stethoskops mehr Bakterien anzutreffen sind als auf der gesamten ärztlichen Hand, ausgenommen den Fingerspitzen. Der Schlauch des Stethoskops wies außerdem mehr Bakterien auf als die Handrücken der Ärzte. Das Diagnose-Instrument hängt bei Ärzten oft um den Hals, steckt in der Kitteltasche oder liegt auf dem Schreibtisch. Es „muss als Verlängerung der ärztlichen Hand angesehen und deshalb nach jedem Patientenkontakt mit desinfiziert werden“, schlussfolgert Dr. Didier Pittet vom Universitätsspital Genf. Ist dies nicht der Fall, stellt es eine gravierende Ansteckungsquelle für resistente Keime dar und kann unter anderem Menschenleben kosten.

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