Herzfrequenz im Schlaf: Messmethoden, Ursachen und Optimierung

11. Juni 2025
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Die Herzfrequenz im Schlaf gibt Hinweise auf die Erholung von Herz und Kreislauf. Im Schlaf sinkt der Puls meist deutlich ab, was für eine gute Regeneration spricht.

Moderne Technologien erlauben heute eine kontinuierliche Überwachung des nächtlichen Ruhepulses.

Im Folgenden werden die gängigen Messmethoden vorgestellt, mögliche Ursachen für ungewöhnlich hohe oder niedrige Werte erläutert und konkrete Tipps genannt, wie sich die nächtliche Herzfrequenz nachhaltig senken lässt.

Moderne Messmethoden zur nächtlichen Herzfrequenzüberwachung mit Apple Watch & Co

Es gibt verschiedene Geräte und Verfahren, um den Puls im Schlaf zu erfassen. Jede Methode hat eigene Vor- und Nachteile bei Genauigkeit, Komfort und Nutzerkreis:

  • Smartwatches und Fitness-Tracker (Apple Watch, Fitbit, Garmin, Xiaomi): Diese Wearables messen die Herzfrequenz optisch am Handgelenk (PPG). Sie sind bequem zu tragen und liefern neben der Pulsfrequenz auch Informationen zur Schlafdauer und -qualität. Die Apple Watch misst dabei besonders genau, Fitbit- und Garmin-Modelle gelten als zuverlässig, Xiaomi-Tracker sind günstiger und dafür etwas ungenauer. Smartwatches punkten mit Zusatzfunktionen und Nutzerfreundlichkeit; Nachteilig sind eine begrenzte Akkulaufzeit und gelegentlich messbedingte Schwankungen, zum Beispiel bei sehr niedrigem Puls oder starker Bewegungsruhe.
  • Brustgurte (z.B. Polar H10): Brustgurte nutzen Elektroden am Brustkorb und zeichnen die Herzaktivität per EKG auf. Sie gelten als Goldstandard für die Herzfrequenzmessung: Sehr hoher Sensor-Kontakt und EKG-Technik garantieren höchste Präzision. Profi-Sportler und Medizin verwenden sie häufig zur genauen Trainingskontrolle. Nachteilig ist der Tragekomfort: Ein enger Gurt am Oberkörper kann beim Schlafen als unangenehm empfunden werden. Zielgruppe sind daher Leistungssportler, Trainer und medizinische Anwendungen.
  • Medizinische EKG-Geräte (Langzeit- oder Holter-EKG): Hierbei wird die Herzspannung über mehrere Elektroden am Körper über Stunden oder Tage gemessen. Diese Methode liefert klinisch genaue Daten und erkennt auch Herzrhythmusstörungen. Sie wird in der Kardiologie eingesetzt. Für den Alltag sind solche Geräte allerdings sehr aufwändig, da Kabel und Elektroden befestigt werden müssen.
  • Schlaflabor (Polysomnographie): Ein Schlaflabor misst die Herzfrequenz zusammen mit Hirnströmen (EEG), Atmung, Sauerstoffsättigung und mehr. Das liefert die umfassendsten Informationen zum nächtlichen Herz-Kreislauf-Zustand. Aufgrund der aufwändigen Technik (verschiedene Sensoren und Kabel) wird diese Methode nur bei Verdacht auf ernsthafte Schlafstörungen oder zu diagnostischen Zwecken eingesetzt.
  • Smartphone-Kamera-Apps: Einige Apps nutzen die Handykamera und den Blitz, um den Blutfluss am Finger zu erkennen (Photoplethysmographie). Sie ermöglichen eine einfache, punktuelle Pulsmessung, erfordern aber, dass der Nutzer den Finger auf die Linse legt. Für eine dauerhafte Schlafüberwachung eignen sie sich nicht, da sie keine kontinuierliche Messung erlauben. Die Genauigkeit kann variieren, sodass Smartphone-Apps nur für gelegentliche Kontrollen oder zum Spaß taugen.
MethodeMessprinzipVorteileNachteile
Smartwatch/Fitness-TrackerOptische PPG am HandgelenkHoher Tragekomfort; integriert Schlafanalyse und AppsAkku begrenzt; leichte Messungenauigkeiten bei Bewegungen
Brustgurt (z.B. Polar H10)EKG-Sensor am BrustkorbExtrem präzise Herzfrequenzmessung; kontinuierlichEng am Körper, kann beim Schlafen stören
Medizinisches EKGElektroden am KörperKlinische Genauigkeit; erkennt ArrhythmienSehr aufwändig; meist nur stationär/kurzzeitig einsetzbar
Schlaflabor (Polysomnographie)Vielseitige Sensorik (EKG, EEG, Atmung, etc.)Umfassende Diagnosedaten zur HerzgesundheitSehr teuer und aufwändig; nur in Kliniken verfügbar
Smartphone-AppsKamera-PPG (Finger/Face)Einfach, jederzeit verfügbarKein Dauertracking; relativ ungenau

Die Tabelle verdeutlicht: Wearables (Smartwatches, Fitness-Tracker) sind alltagstauglich und komfortabel, Brustgurte und medizinische Geräte liefern dagegen die genauesten Werte. Smartphone-Apps hingegen sind nur für einmalige Messungen geeignet.

Ursachen für abweichende Herzfrequenz im Schlaf

Sowohl zu hohe als auch zu niedrige nächtliche Pulswerte können verschiedene Gründe haben. Zu den häufigen Ursachen gehören:

  • Schilddrüsenstörungen: Eine Überfunktion der Schilddrüse (Hyperthyreose) führt zu einem beschleunigten Puls und oft zu nächtlichem Herzrasen. Eine Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) hingegen verlangsamt den Stoffwechsel und kann zu einem ungewöhnlich niedrigen Ruhepuls führen. Beide Erkrankungen beeinflussen das Herz-Kreislauf-System deutlich und sollten ärztlich untersucht werden.
  • Nächtliche Panikattacken oder Stress: Akute Angst- oder Stressreaktionen im Schlaf aktivieren das „Kampf-oder-Flucht“-System. Das führt zu einer Adrenalinausschüttung und plötzlichem Herzrasen, oft begleitet von Schweißausbrüchen und Atembeschwerden. Typischerweise normalisiert sich die Herzfrequenz nach der Attacke wieder, doch die Episode stört den Schlaf erheblich.
  • Übertraining: Zu intensives oder häufiges Sporttraining ohne ausreichende Regeneration setzt den Körper chronisch unter Stress. Das äußert sich häufig in einem dauerhaft erhöhten Ruhepuls, auch nachts. Sportler merken dann, dass ihr Puls im Schlaf höher bleibt als sonst üblich. (Rein umgekehrt: sehr gut trainierte Ausdauersportler können auch eine niedrigere Nacht-Herzfrequenz haben, was in ihrem Fall normal ist.)
  • Medikamentennebenwirkungen: Manche Medikamente beeinflussen direkt die Herzfrequenz. So können Schilddrüsenhormone, bestimmte Asthma-Medikamente oder Entzündungshemmer den Puls erhöhen. Herzmedikamente wie Betablocker wirken pulshemmend. Auch Substanzen wie Koffein, Nikotin oder Alkohol können den nächtlichen Puls steigern, wenn sie kurz vor dem Schlaf eingenommen werden.
  • Hormonelle Schwankungen: Zyklusphasen bei Frauen, Wechseljahre oder hormonelle Veränderungen können den Herzrhythmus beeinflussen. Viele Frauen berichten, dass ihr Herzschlag im Schlaf vor der Menstruation oder in den Wechseljahren unruhiger ist. Auch Stresshormone (z.B. Cortisol) oder Schilddrüsenhormone spielen eine Rolle.
  • Schlafapnoe: Bei schlafbezogenen Atmungsstörungen (Schlafapnoe) kommt es zu wiederholten Atemaussetzern und Sauerstoffabfall. Der Körper reagiert darauf mit plötzlichen Pulsanstiegen und Weckreaktionen. Unbehandelte Apnoe führt daher zu stark schwankender Herzfrequenz und mangelnder Erholung.

Infobox: Häufige Ursachen für abweichende Herzfrequenz im Schlaf

  • Schilddrüsenüber-/unterfunktion: Überfunktion führt zu Herzrasen, Unterfunktion zu langsamerem Puls.
  • Nächtliche Panikattacken: Plötzliche Adrenalinausschüttung verursacht intensives Herzrasen.
  • Übertraining: Chronische Trainingsüberlastung hält den Ruhepuls erhöht.
  • Medikamente/Substanzen: Bestimmte Arzneimittel (z.B. Schilddrüsenhormone) und Genussmittel (Kaffee, Nikotin) können den Puls beeinflussen.
  • Hormonelle Schwankungen: Zyklus, Schwangerschaft oder Wechseljahre verändern den Herzrhythmus.
  • Schlafapnoe: Atemaussetzer lösen mehrfachen Pulsanstieg aus.

Tipps zur Senkung der nächtlichen Herzfrequenz

Eine moderat niedrige Herzfrequenz im Schlaf fördert die Erholung. Um den Puls zu senken, hilft eine Kombination aus kurzfristigen und langfristigen Maßnahmen:

Kurzfristige Maßnahmen zur Absenkung der Herzfrequenz im Schlaf

  • Entspannungstechniken: Atemübungen (z.B. langsames Bauchatmen) aktivieren den Parasympathikus und können den Puls innerhalb weniger Minuten senken. Meditation oder autogenes Training vor dem Zubettgehen wirken ebenfalls beruhigend auf Herzfrequenz und Blutdruck.
  • Ruhige Abendroutine: Vermeiden Sie in der Stunde vor dem Schlaf Stress und Bildschirmlicht (Smartphone, PC). Ein warmes Bad oder eine lauwarme Dusche rund 30–60 Minuten vor dem Zubettgehen entspannt den Kreislauf. Auch eine leichte Massage der Hand- oder Fußsohlen kann beruhigend wirken.
  • Schlafumgebung optimieren: Sorgen Sie für ein kühles (ca. 16–18 °C), ruhiges und dunkles Schlafzimmer. Ein kühler Raum unterstützt die natürliche Senkung der Körpertemperatur und damit des Herzschlags. Eine bequeme Matratze und Verdunkelungsvorhänge verhindern unnötige Weckreaktionen.
  • Ernährung am Abend: Vermeiden Sie schwere, salz- oder zuckerreiche Mahlzeiten kurz vor dem Schlaf. Diese erhöhen oft Blutdruck und Puls. Auch koffeinhaltige Getränke, nikotinhaltige Produkte und Alkohol sollten mindestens 4–6 Stunden vor dem Schlafen wegfallen, da sie stimulierend wirken. Stattdessen eignet sich eine kleine, leichte, warme Mahlzeit (z.B. Haferbrei, Banane oder Kräutertee), die den Kreislauf nicht belastet.

Langfristige Maßnahmen zum Absenken der Herzfrequenz im Schlaf

  • Regelmäßiger Ausdauersport: Mindestens 3–5 Mal pro Woche moderates Ausdauertraining (Joggen, Radfahren, Schwimmen) trainiert das Herz-Kreislauf-System. Langfristig senkt dies den Ruhepuls – auch im Schlaf. Bereits nach einigen Wochen Aktivität zeigen sich oft erste Effekte auf den Ruhepuls.
  • Gesunde Ernährung und Gewicht: Eine ausgewogene Ernährung mit viel Obst, Gemüse und Vollkornprodukten unterstützt die Herzgesundheit. Reduzieren Sie Salz und Zucker, um den Blutdruck niedrig zu halten. Ausreichende Ballaststoffe, Omega-3-Fettsäuren (z.B. aus Fisch oder Leinsamen) und Magnesium tragen ebenfalls zur Pulsstabilisierung bei. Bei Übergewicht führt Gewichtsabnahme oft zu einem niedrigeren Grundpuls.
  • Schlafhygiene etablieren: Gehen Sie möglichst jeden Tag zur gleichen Zeit schlafen und stehen Sie zur gleichen Zeit auf. Schaffen Sie regelmäßige Rituale (etwa lesen, leichte Dehnübungen, Tee) und benutzen Sie das Bett nur zum Schlafen. Ein beständiger Schlafrhythmus und abendliche Routinen stellen sich auf natürliche Weise auf Erholung ein und verhindern Pulsanstiege durch Schlafmangel oder gestörten Biorhythmus.
  • Stressmanagement: Dauerstress erhöht den Grundpuls. Langfristige Techniken wie Yoga, Tai Chi, regelmäßige Meditation oder auch Psychotherapie helfen, chronische Anspannung abzubauen. Praktische Methoden sind zum Beispiel progressiven Muskelentspannung, Biofeedback oder Achtsamkeitsübungen. Weniger Stress am Tag führt in der Regel zu einem ruhigeren Puls in der Nacht.
  • Gesundheits-Check: Lassen Sie Blutdruck und Schilddrüsenwerte regelmäßig überprüfen. Manchmal sind Grunderkrankungen wie Bluthochdruck, Herzerkrankungen oder Schilddrüsenprobleme schuld an erhöhtem Ruhepuls. Eine fachärztliche Abklärung kann gezielte Behandlung ermöglichen, die die Herzfrequenz nachts wieder ins Normale bringt. Auch die Abklärung auf Schlafapnoe ist wichtig, wenn Sie häufig aufwachen und am nächsten Tag nicht erholt sind.

Tabelle: wie kann ich meine Herzfrequenz beim Schlafen senken?

BereichKurzfristigLangfristig
EntspannungAtemübungen, Meditation oder warme Dusche am AbendRegelmäßige Entspannungsübungen (Yoga, autogenes Training)
SchlafhygieneKühle, ruhige und dunkle Schlafumgebung, feste ZubettgehzeitenBeständiger Schlaf-Wach-Rhythmus und Schlafrituale
BewegungLeichter Abendspaziergang oder Dehnen vor dem SchlafAusdauertraining 3–5× pro Woche (z.B. Joggen, Radfahren)
ErnährungKein Koffein/Alkohol und leichte Mahlzeit abendsAusgewogene, salzarme Kost mit reichlich Obst, Gemüse
StressabbauKurze entspannende Pausen (z.B. beruhigende Musik)Langfristiges Stressmanagement (z.B. Coaching, Achtsamkeit)

Infobox: Wichtige Maßnahmen zur Pulsreduktion im Schlaf

  • Tiefes Ausatmen: Langsam und bewusst ausatmen senkt schnell den Puls.
  • Raumtemperatur: Kühler, gut belüfteter Raum (etwa 16–18 °C) unterstützt niedrigen Puls.
  • Regelmäßigkeit: Feste Schlafenszeiten und tägliches Bewegungstraining führen zu stabilem Herzrhythmus.
  • Abendritual: Kein Koffein/Alkohol nachmittags, warmes Bad oder Tee am Abend beruhigen Herz und Kreislauf.

Durch die konsequente Umsetzung dieser Tipps lässt sich die Herzfrequenz im Schlaf in der Regel senken. Kurzfristige Entspannungsmaßnahmen sorgen schnell für Beruhigung, während langfristig gesunder Lebensstil und ausreichende Erholung das Herz-Kreislauf-System stabilisieren. Eine dauerhaft erhöhte oder sehr niedrige Nachtherzfrequenz sollte ärztlich abgeklärt werden.

In vielen Fällen hilft jedoch bereits die Kombination aus guter Schlafhygiene, regelmäßiger Bewegung und gezielter Stressreduktion, um einen normalen Ruhepuls in der Nacht zu erreichen und somit die Schlafqualität nachhaltig zu verbessern.

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