Gefährliches MERS-Virus durch Kamele übertragen

12. Mai 2014
Grippe 2014Impfung gegen Grippe-Virus 2014

In den vergangenen vier Wochen sind immer mehr MERS-Fälle bekannt geworden. Bisher tappten Wissenschaftler bei der Ursachensuche im Dunkeln. Nun sind Forscher auf eine heiße Spur gekommen, die sie bis zu Kamelen in Saudi-Arabien führt.

Bereits seit zwei Jahren treibt das Mers-Virus im Nahen Osten sein Unwesen. In vergangenen Monat ist die Zahl der Infektionsfälle jedoch so stark gestiegen, dass sie Wissenschaftler aus aller Welt in Unruhe versetzt. Was ist der Auslöser? Besteht die Gefahr einer Pandempie? Das sind Fragen, die sich auf der deutsche Professor Christian Drosten der Universität Bonn stellt. Er fandet im Erbgut der Erreger nach Antworten.

Mysteriöse Lungenentzündung

Angefangen hat das Drama im März 2012, als ein Student in Jordanien an einem Husten erkrankt, der sich binnen ein paar Tage erheblich verschlechtert. Mit den Symptomen einer Lungenentzündung geht er ins Krankenhaus, wo er wenige Tage später verstirbt. Gleiches Schicksal erleidet eine seiner behandelnden Krankenschwestern. Dann verschwindet die mysteriöse Krankheit fürs Erste. Zwei Jahre später ist klar: Der Student ist an dem bis dato unbekannten Middle East Respiratory Syndrome Virus, kurz Meers-Virus, verstorben.

Mangelnde Krankenhaushygiene und Patienten, die auf dem Boden schlafen

Insgesamt sind bisher weltweit fast 800 Menschen an den Folgen einer Mers-Infektion gestorben, täglich werden neue Fälle gemeldet. Es ist ein Coronavirus, das nicht nur von Medizinern im Nahen Osten, sondern auch hier zu Lande wild erforscht wird. Überraschend ist, dass sich der Erreger unter Menschen eigentlich schwer ausbreitet.

Professor und passionierte Forscher Christian Drosten sucht im Erbgut des Virus nach Erklärungen. Unsaubere Arbeit in den saudischen Laboren kann er als Begründung für die erhöhten Fallzahlen durch eigene Gegenkontrollen ausschließen. Für ihn ist die mangelnde Hygiene in den Krankenhäusern vor Ort einer der Hauptfaktoren. Dort liegen Patienten tagelang in der Notaufnahme, teilweise sogar auf dem Boden. „In so einer Situation erbricht sich jemand und dann stapfen da erst mal drei Kinder durch“, sagt Drosten gegenüber dem Spiegel. „Natürlich verbreiten sich so Keime.“

Kamele als Überträger sehr wahrscheinlich

Ein niederländisches Forscherteam des Erasmus Medical Center in Rotterdam machte eine spannende Entdeckung. Die Wissenchaflter um die Virologin Marion Koopmans wiesen in 50 Dromedaren entsprechende Virus-Antikörper nach. Ein Zeichen, dass die Tiere infiziert waren.

In Saudi-Arabien haben Kamele und Dromedaren einen hohen Stellenwert und sind tief in der Beduidenkultur verankert. Sie liefern Fleisch und Milch. Viele Menschen wollen deshalb nicht glauben, dass ihre verehrten Tiere Überträger des gefährlichen Erregers sein könnten.

Fakt jedoch ist: Die Verdachte verdichten sich, auch in Kamelen anderer Länder wurden Antikörper sowie aktive Viren nachgewiesen. Und das birgt Gefahren, denn die infizierten Tiere haben bereits Nachwuchs. Sollte sich der Erreger auf diese übertragen, könnte er sich „in hohen Zahlen ausbrüten“, glaubt Drosten. Das Ansteckungsrisiko für Menschen würde erheblich steigen.

Genauer Mechanismus der Übertragung noch ungeklärt

Wie genau das Virus den Sprung vom Kamel zum Menschen schafft, ist noch unklar. Rohe Kamelmilch sowie eingeatmete Staubpartikel, an denen die Erreger haften, werden diskutiert. Bis der genaue Mechanismus der Übertragung geklärt ist, kann noch ein wenig Zeit vergehen. Groß angelegte Studien zur Erfassung des Ernährungsverhaltens und des Umgangs mit den Kamelen sind in Planung.

Mike Osterholm, Experte für Infektionskrankheiten an der Universität von Minnesota, betont die Wichtigkeit solcher Studien. Es ist essentiell, die Krankheitsausbrüche unter Kontrolle zu bekommen, aber „solange Kamele das Virus auf Menschen übertragen, geht das weiter.“

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