Menschen in armen Wohngegenden leiden häufiger an Diabetes

4. März 2014
Diabetes-Risiko ist in ärmeren Wohngebieten erhöht

Menschen, die in ärmeren Wohngegenden leben, sind häufiger von Adipositas und vom Diabetes Typ-2 betroffen.

Dies hat eine telefonische Gesundheitsbefragung ergeben. Aber auch Menschen, die zu gut situiert sind, sind häufig von Diabetes betroffen.

Diabetesrisiko in ärmeren Regionen erhöht

Personen, die in Deutschland in einer ärmeren Region leben, haben unabhängig von ihrem Sozialstatus ein höheres Risiko für Diabetes Typ-2 und Adipositas.

Dies ergab die telefonische Gesundheitsbefragung ‚Gesundheit in Deutschland aktuell‘ oder kurz GEDA, die vom Robert Koch-Institut (RKI) durchgeführt wurde.

Die Ergebnisse zu der Studie von Wissenschaftlern vom Institut für Gesundheitsökonomie und Management im Gesundheitswesen (IGM) am Helmholtz Zentrum München (HMGU) und der Abteilung für Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring am RKI in Berlin, wurden erst kürzlich im Fachjournal ‚PLOS ONE‘ veröffentlicht.

Einkommen und Arbeitslosigkeit

Das Einkommen und die Arbeitslosigkeit in Wohngebieten haben Einfluss auf die Gesundheit der Bürger. Dabei spielt es keine Rolle, ob sie selbst von der Arbeitslosigkeit oder einem geringen Einkommen betroffen sind, ergab die Studie.

Ausschlaggebend für eine gute oder schlechte Gesundheit seien das durchschnittliche Einkommen der Bevölkerung, Arbeitslosigkeit oder die Wohnumgebung, erklärte Erstautor Werner Maier.

Der Bildungsstatus schütze in ärmeren Regionen nicht vor dem Risiko an Diabetes oder Adipositas zu erkranken.

Sozioökonomisch benachteiligte Regionen häufiger von Diabetes betroffen

Im Rahmen der Studie wurden deutschlandweit Daten von 33.000 Personen im Alter ab 30 Jahren ausgewertet. Die Daten wurden bei einer telefonischen Gesundheitsbefragung, die im Zeitraum von 2009 und 2010 durchgeführt wurde, aufgenommen.

Bei der Auswertung kam heraus, dass Bewohner sozioökonomisch benachteiligter Regionen überdurchschnittlich häufig an Diabetes mellitus und Adipositas, besser bekannt als Fettleibigkeit, leiden.

Risikofaktoren wurden berücksichtigt

Als sogenannte ‚regionale Deprivation‘ wird die geographische Benachteiligung bezeichnet. Der ‚German Index of Multiple Deprivation‘ oder kurz GIMD wurde bei der Auswertung der Daten berücksichtigt. Er gibt Aufschluss über regionale Informationen zu Einkommen, Beschäftigung, Bildung, kommunalen Einnahmen, Sozialkapital sowie Umwelt und Sicherheit in bestimmten Regionen in Deutschland.

Die verschiedenen Regionen wurden anonym behandelt. Risikofaktoren wie das Alter, Geschlecht, Body-Mass-Index, Rauchen, Bildung, körperliche Betätigung und das Leben in einer Partnerschaft, wurden bei den befragten Personen berücksichtigt und in die Auswertung mit einbezogen.

Hohe Benachteiligung steigert das Risiko für Diabetes

Das Resultat der Studie zeigte, dass die Einwohner der Regionen mit der höchsten Deprivation, also der stärksten Benachteiligung, besonders häufig an Diabetes Typ-2 erkranken. 8,6 Prozent der Befragten mit der höchsten Deprivation leiden an Diabetes und 16,9 Prozent an Adipositas.

In weniger deprivierten Regionen litten 5,8 Prozent an Diabetes mellitus und 13,7 Prozent an Fettleibigkeit.

Diabetesrisiko liegt bei 20 Prozent

In Regionen mit der höchsten Deprivation haben die Menschen ein etwa 20 Prozent höheres Risiko an Diabetes zu erkranken, als in Regionen mit geringer Benachteiligung. Das Risiko für Adipositas ist sogar um 30 Prozent erhöht.

Vor allem Frauen sollen von der Benachteiligung betroffen sein. Männer in deprivierten Gegenden haben kaum ein höheres Risiko an Diabetes zu erkranken. Dafür leiden sie häufiger an Fettleibigkeit.

Wurden die Daten verfälscht?

Die Forscher waren mit den bisherigen Untersuchungen unzufrieden. Die aktuellen Ergebnisse würden, im Gegensatz zu früheren Studien, auf die Bedeutung regionaler Faktoren im Zusammenhang mit häufigen Gesundheitsproblemen, wie Diabetes mellitus und Adipositas, hinweisen, erklärte Dr. Andreas Mielck vom HMGU.

Bei bisherigen Untersuchungen wurde häufig der individuelle sozioökonomische Status verfälscht oder es wurden nur regional begrenzte Daten außerhalb von Deutschland ausgewertet, fügte Mielck hinzu.

Werner Maier fügte der Mitteilung hinzu, dass räumliche Risikofaktoren wie materielle und soziale Benachteiligung ein wichtiger Ansatzpunkt seien, um regionalspezifische Präventionsmaßnahmen zu erarbeiten.

 

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