Langes Sitzen macht krank

25. Februar 2014
Zu viel sitzen macht krank. Bewegung sollte gezielt in den Alltag integriert werden.

Die meisten Menschen sitzen zu viel. Viele Menschen bewegen sich zu wenig.

Dies ist unter anderem darauf zurückzuführen, dass etwa 50 Prozent aller Arbeitnehmer einen Schreibtisch-Job ausüben.

Verschiedene Studien belegen, dass langes Sitzen krank macht.

Jeder Zweite hat einen Schreibtisch-Job

Dadurch verbringen Arbeitnehmer viel Zeit im Sitzen. Nicht nur ein stressiger Büroalltag kann dazu führen, dass man krank wird, sondern auch das Sitzen an sich. Es soll beinahe so schädlich für die Gesundheit sein, wie das Rauchen.

Erwachsene verbringen etwa 50 bis 70 Prozent ihrer Zeit im Sitzen. Die Stunden auf dem Bürostuhl oder dem heimischen Sofa können das Risiko für Diabetes, Herzkrankheiten und sogar den Tod deutlich erhöhen, geht aus einer Studie von Wissenschaftlern der University of Leicester in Großbritannien hervor.

Sitzen kann das Leben verkürzen

US-amerikanische Wissenschaftler kamen ebenfalls zu dem Ergebnis, dass zu viel Sitzen das Leben verkürzt. Für die Studie wurden Menschen 14 Jahre lang beobachtet. Die Studienergebnisse wurden im ‚American Journal of Epidemiology‘ veröffentlicht.

Der Studie zufolge haben Männer, die in ihrer Freizeit sechs Stunden oder mehr sitzen, eine erhöhte Sterberate von 20 Prozent. Bei Frauen beträgt die Sterberate sogar 40 Prozent.

Ist das Sitzen wirklich schuld?

Dr. Lars Adolph von der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin steht diesen Studien kritisch gegenüber. Er stellt in Frage, ob man das Sitzen als das neue Rauchen bezeichnen könne und ob es tatsächlich für Krankheiten wie Diabetes oder Herzkrankheiten verantwortlich ist.

Die wissenschaftliche Beweislage für Ursache und Wirkung sei nicht hinreichend abgesichert, erklärte der Arbeitswissenschaftler. Es sei nicht klar bewiesen, ob das Sitzen für die Erkrankungen verantwortlich sei oder ob diese nicht vielmehr auf eine schlechte Ernährung oder Bewegungsmangel zurückzuführen seien.

Muskel-Skelett-Erkrankungen sind der häufigste Grund für Krankschreibungen

Das zu langes Sitzen für die Gesundheit nicht förderlich ist, ist bekannt. Seit Jahren verzeichnen Krankenkassen die meisten Krankschreibungen wegen Muskel-Skelett-Erkrankungen wie zum Beispiel Rückenschmerzen. Diese werden meistens durch zu langes Sitzen verursacht.

Ungesund an dieser Haltung ist laut Adolph, dass Sitzen eine statische Tätigkeit ist, die die Rückenmuskulatur degeneriert. Die Muskeln werden durch das Sitzen schwächer, sodass die Betroffenen oftmals dazu neigen, leichte Fehlhaltungen einzunehmen. Sie machen einen runden Rücken und sacken in sich zusammen.

Das stille Sitzen führe außerdem dazu, dass die Bandscheiben nicht ausreichend mit Nährstoffen versorgt würden, hieß es weiter.

Bewegungsmangel ist problematisch

Nackenschmerzen, dicke Beine, Schulterstechen und Oberarmschmerzen sind oftmals die Folge einer falschen Körperhaltung. Nicht nur sitzen kann zu einem Problem werden, sondern auch langes Stehen. Denn hierbei kann das Risiko für Rückenbeschwerden, Herzkreislauferkrankungen und Diabetes ebenfalls erhöht werden. Dies gilt insbesondere dann, wenn man sich zu wenig bewegt und über die Nahrung mehr Kalorien aufnimmt als man verbraucht.

Sitzen ist also nicht ungesund, sondern Bewegungsmangel. Dieser ist die Ursache für die meisten Zivilisationskrankheiten.

Laut Dr. Adolph sei die Faustregel ein Drittel sitzen, ein Drittel gehen, ein Drittel stehen wissenschaftlich nicht ausreichend belegt. Es sei wichtig sich mehr zu bewegen und dynamisch zu sitzen.

Bewegung gezielt in den Arbeitsalltag integrieren

Dynamisches Sitzen bedeutet, man solle nicht dauerhaft gerade sitzen, sondern sich auch mal entspannt an die Rückenlehne lehnen. Dadurch werde die Wirbelsäule entlastet. Darüber hinaus solle man Bewegung gezielt in den Arbeitsalltag integrieren.

Man könne beispielsweise im Stehen telefonieren oder den Kollegen direkt ansprechen, statt ihm eine E-Mail zu schreiben.

Bewegliche Schreibtischstühle und höhenverstellbare Tische würden zum dynamischem Sitzen beitragen. Wer bereits an Rückenschmerzen leidet, solle diese mit speziellen Übungen lindern.

Sport nach Feierabend

Nach Feierabend sollte man, wenn man überwiegend im Sitzen arbeitet, Sport treiben. Der Arbeitswissenschaftler empfiehlt sich einmal pro Stunde zu bewegen. Schließlich würde es jeder spüren, wie der Körper sich versteift, wenn man ein oder zwei Stunden am Stück sitzt.

In der Mittagspause solle man Spazierengehen oder das Meeting am Nachmittag im Stehen abhalten.

Wer einen sitzenden Bürojob ausübt, komme nicht darum herum nach Feierabend Sport als Ausgleich zu betreiben.

Die Weltgesundheitsorganisation oder kurz WHO empfiehlt sich jede Woche für mindestens 150 Minuten zu bewegen oder 75 Minuten intensiv Sport zu treiben. Sich bewegen müsse jedoch nicht heißen, Leistungsport zu betreiben, meint Dr. Adolph. Auch Spazierengehen könne eine Erleichterung für den Rücken darstellen.

 

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