Aderlasstherapie – Kosten Behandlung und Anwendungsgebiete

16. Juni 2025
Was ist AderlasstherapieWas ist Aderlasstherapie Anwendung Ablauf Kosten

Stell Dir vor, Dein Körper wird täglich von schädlichen Stoffen überlastet, die Dein Blut verdicken und Deine Organe schädigen. Millionen Menschen leiden unter Eisenüberladung, Bluthochdruck oder anderen Erkrankungen, ohne zu wissen, dass eine jahrtausendealte Therapie helfen könnte.

Die Aderlasstherapie, oft als veraltet abgetan, erlebt heute ein bemerkenswertes Comeback in der modernen Medizin. Was früher als mittelalterliche Praxis galt, ist heute eine wissenschaftlich fundierte Behandlungsmethode bei schwerwiegenden Erkrankungen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Aderlasstherapie?

Die Aderlasstherapie, auch Phlebotomie genannt, ist ein medizinisches Verfahren zur gezielten Blutentnahme aus therapeutischen Gründen. Bei dieser Behandlung werden dem Körper kontrolliert größere Mengen Blut entnommen als bei einer normalen Blutspende. Das Ziel ist die Verbesserung der Blutzusammensetzung und Fließeigenschaften.

Der Begriff Aderlass stammt aus dem Mittelhochdeutschen und bedeutet wörtlich „zur Ader lassen“. In der modernen Medizin wird meist der Fachbegriff Phlebotomie verwendet. Die Therapie gehört zu den ältesten bekannten Heilverfahren der Menschheit.

Die Aderlasstherapie unterscheidet sich grundlegend von der normalen Blutspende durch ihre therapeutischen Ziele. Während bei der Blutspende das gewonnene Blut anderen Menschen hilft, steht beim Aderlass die Heilwirkung für den Patienten im Vordergrund.

Aderlasstherapie Indikation: Wann wird sie angewendet?

Schulmedizinische Indikationen

In der Schulmedizin wird die Aderlasstherapie hauptsächlich bei spezifischen Erkrankungen eingesetzt. Die wichtigsten Anwendungsgebiete sind:

  • Hämochromatose (Eisenspeicherkrankheit): Überschüssiges Eisen wird aus dem Körper entfernt
  • Polycythaemia vera: Zu viele rote Blutkörperchen werden reduziert
  • Porphyria cutanea tarda: Störungen des Blutfarbstoffs werden behandelt

Naturheilkundliche Anwendungen der Aderlasstherapie

Die Naturheilkunde nutzt die Aderlasstherapie bei einem breiteren Spektrum von Beschwerden. Häufige Einsatzgebiete sind:

  • Bluthochdruck und Herz-Kreislauf-Erkrankungen
  • Stoffwechselstörungen wie Diabetes mellitus
  • Chronische Entzündungen und Rheuma
  • Hauterkrankungen und Allergien
ErkrankungAnwendungsbereichHäufigkeit
HämochromatoseSchulmedizinRegelmäßig
Polycythaemia veraSchulmedizinNach Bedarf
BluthochdruckBeide BereicheStudienweise
StoffwechselstörungenNaturheilkundeIndividuell

Aderlasstherapie bei Hämochromatose

Was ist Hämochromatose?

Hämochromatose ist eine genetische Erkrankung, bei der der Körper zu viel Eisen aus der Nahrung aufnimmt. Das überschüssige Eisen lagert sich in Organen wie Leber, Herz und Bauchspeicheldrüse ab. Unbehandelt kann die Krankheit zu schweren Organschäden führen.

Aderlasstherapie Hämochromatose: Die Standardbehandlung

Die Aderlasstherapie ist bei Hämochromatose die Therapie der ersten Wahl. Sie gliedert sich in zwei Phasen:

Induktionsphase:

  • Wöchentliche oder zweiwöchentliche Aderlässe
  • Jeweils 400-500 ml Blutentnahme
  • Dauer: bis zu 18 Monate bei fortgeschrittener Erkrankung

Erhaltungsphase:

  • Aderlässe alle 1-4 Monate
  • Lebenslange Behandlung erforderlich
  • Überwachung der Ferritinwerte

Die Behandlung ist hochwirksam und kann die Lebenserwartung normalisieren. Bei frühzeitiger Diagnose und Therapie bleiben schwere Organschäden aus.

Aderlasstherapie Bluthochdruck: Wissenschaftlich belegt Studien zur Blutdrucksenkung

Aktuelle Studien zeigen beeindruckende Erfolge der Aderlasstherapie bei Bluthochdruck. Eine Berliner Charité-Studie mit 292 Blutspendern bewies die Wirksamkeit.

Studienergebnisse:

Systolischer Blutdruck sank von 156 auf 144 mmHg

Diastolischer Blutdruck reduzierte sich von 91 auf 85 mmHg

Effekt hielt über ein Jahr an

Wirkungsmechanismus bei Hypertonie

Der Aderlass senkt den Blutdruck durch mehrere Mechanismen. Die Verringerung des Blutvolumens entlastet das Herz-Kreislauf-System. Gleichzeitig verbessern sich die Fließeigenschaften des Blutes.

Die Neubildung junger Blutzellen nach dem Aderlass optimiert den Sauerstofftransport. Dies führt zu einer nachhaltigen Verbesserung der Durchblutung.

Aderlasstherapie wie oft durchführen?

Tabelle Häufigkeit der Anwendung nach Erkrankung

Die Häufigkeit der Aderlasstherapie richtet sich nach der zugrundeliegenden Erkrankung. Folgende Richtwerte gelten:

IndikationInduktionsphaseErhaltungsphaseBlutmenge
HämochromatoseWöchentlich-14-täglichAlle 1-4 Monate400-500 ml
Polycythaemia veraWöchentlichNach Hämatokrit400-500 ml
BluthochdruckAlle 3 MonateIndividuell500 ml
Präventiv (gesund)1-2x jährlich150-300 ml

Individuelle Anpassung der Aderlasstherapie

Die genaue Häufigkeit wird individuell bestimmt. Faktoren wie Alter, Geschlecht und Grunderkrankung spielen eine wichtige Rolle. Regelmäßige Blutkontrollen überwachen den Therapieerfolg.

Bei präventiver Anwendung genügen oft 1-2 Aderlässe pro Jahr. Kranke Patienten benötigen häufigere Behandlungen.

Wer macht Aderlasstherapie?

Qualifizierte Anbieter und Therapeuten der Aderlasstherapie

Die Aderlasstherapie darf nur von qualifizierten Personen durchgeführt werden. Folgende Berufsgruppen sind berechtigt:

Ärzte:

  • Hausärzte mit Zusatzqualifikation
  • Gastroenterologen (bei Hämochromatose)
  • Onkologen und Hämatologen
  • Transfusionsmediziner

Heilpraktiker:

  • Mit entsprechender Ausbildung
  • Spezialisierung auf Ausleitungsverfahren
  • Behandlung nach Heilpraktikergesetz

Ausbildung und Kompetenz

Eine fundierte Ausbildung ist für die sichere Durchführung unerlässlich. Heilpraktiker absolvieren spezielle Fortbildungen in Aderlasstherapie. Ärzte erwerben die Kompetenz meist in der Facharztausbildung oder durch Zusatzqualifikationen.

Die Behandlung in spezialisierten Zentren bietet höchste Sicherheit. Dort arbeiten erfahrene Teams mit modernster Ausstattung.

Aderlasstherapie Durchführung: So läuft die Behandlung ab

Vorbereitung und Ablauf

Die professionelle Durchführung folgt einem standardisierten Ablauf. Zunächst erfolgt eine ausführliche Anamnese und körperliche Untersuchung.

Behandlungsschritte:

  1. Aufklärungsgespräch: Information über Ablauf und Risiken
  2. Blutuntersuchung: Kontrolle wichtiger Werte
  3. Lagerung: Patient liegt entspannt
  4. Venenpunktion: Sterile Blutentnahme aus Armvene
  5. Nachbeobachtung: Kreislaufkontrolle und Ruhe

Hygiene und Sicherheit

Moderne Aderlasstherapie erfolgt unter strengsten Hygienebedingungen. Einwegmaterialien und sterile Technik sind Standard. Die Blutentnahme erfolgt wie bei einer professionellen Blutspende.

Die Behandlungsdauer beträgt etwa 30-60 Minuten. Nach dem Aderlass ist körperliche Schonung wichtig.

Aderlasstherapie HbA1c und Diabetes – Wirkung auf den Blutzucker

Neue Forschungen zeigen positive Effekte der Aderlasstherapie bei Diabetes mellitus Typ 2. Nach seriellen Aderlässen verbessert sich die Insulinsensitivität deutlich.

Diabetes-relevante Effekte:

  • Reduzierte Blutzuckerwerte für bis zu 12 Monate
  • Niedrigere HbA1c-Werte
  • Verbesserte Insulinwirkung

Mechanismus bei Stoffwechselstörungen

Die Eisenentfernung durch Aderlass verbessert den Glukosestoffwechsel. Überschüssiges Eisen kann die Insulinproduktion beeinträchtigen. Die Aderlasstherapie ist jedoch niemals alleinige Diabetestherapie.

Regelmäßige HbA1c-Kontrollen überwachen den Therapieerfolg. Die Behandlung ergänzt, ersetzt aber nicht die Standardtherapie.

Aderlasstherapie Nebenwirkungen und Risiken

Häufige Nebenwirkungen

Die Aderlasstherapie ist grundsätzlich sicher, kann aber Nebenwirkungen haben. Die meisten sind vorübergehend und harmlos.

Akute Nebenwirkungen:

  • Schwindel und Kreislaufprobleme
  • Schweißausbrüche
  • Kopfschmerzen
  • Müdigkeit und Schwäche

Langzeitnebenwirkungen:

  • Eisenmangel bei häufigen Aderlässen
  • Anämiesymptome
  • Einschränkung der Lebensqualität

Kontraindikationen der Aderlasstherapie

Bestimmte Umstände schließen eine Aderlasstherapie aus. Wichtige Gegenanzeigen sind:

  • Anämie (Blutarmut)
  • Schwere Herz-Kreislauf-Erkrankungen
  • Akute Infektionen
  • Schwangerschaft und Stillzeit
  • Hypotonie (niedriger Blutdruck)

Eine sorgfältige Voruntersuchung identifiziert mögliche Risiken. Bei Zweifeln sollte auf die Behandlung verzichtet werden.

Aderlasstherapie Kosten und Erstattung

Tabelle Kostenübersicht Heilpraktiker Hausarzt (IGeL) Naturheilpraxis

Die Kosten für eine Aderlasstherapie variieren je nach Anbieter und Indikation. Private und gesetzliche Erstattung unterscheiden sich deutlich.

AnbieterKosten pro SitzungErstattung
Heilpraktiker50-75 EuroPrivatleistung
Hausarzt (IGeL)23-41 EuroPrivatleistung
Facharzt (Hämochromatose)18,96 EuroKassenleistung
Naturheilpraxis50-90 EuroPrivatleistung
SpezialklinikNach TarmedBei Indikation Kasse

Erstattung durch Krankenkassen

Gesetzliche Krankenkassen übernehmen die Kosten nur bei anerkannten Indikationen. Hämochromatose und Polycythaemia vera sind erstattungsfähig. Präventive oder naturheilkundliche Anwendungen sind Privatleistungen.

Private Zusatzversicherungen erstatten oft bis zu 80% der Kosten. Ein Kostenvoranschlag vor Behandlungsbeginn ist empfehlenswert.

Moderne Entwicklungen und Alternativen

Erythrozytapherese als Alternative zur Aderlasstherapie

Die Erythrozytapherese ist eine moderne Weiterentwicklung des klassischen Aderlasses. Dabei werden gezielt nur rote Blutkörperchen entfernt. Andere Blutbestandteile werden dem Patienten zurückgegeben.

Vorteile der Erythrozytapherese:

  • Höhere Effizienz pro Behandlung
  • Weniger Nebenwirkungen
  • Bessere Verträglichkeit
  • Geringere Behandlungsfrequenz

Zukunftsperspektiven

Neue Therapieansätze wie Hepcidin-basierte Behandlungen könnten die Aderlasstherapie ergänzen. Diese zielen direkt auf die Eisenregulation ab. Aktuell bleibt der Aderlass jedoch Goldstandard bei vielen Erkrankungen.

Die Forschung arbeitet an personalisierten Therapiekonzepten. Genetische Tests könnten zukünftig optimale Behandlungsstrategien vorhersagen.

Häufig gestellte Fragen (FAQ)

1. Ist die Aderlasstherapie schmerzhaft?

Die Aderlasstherapie verursacht normalerweise nur geringe Schmerzen, vergleichbar mit einer normalen Blutspende. Der Einstich der Nadel wird als kurzer Pieks empfunden. Die eigentliche Blutentnahme ist schmerzfrei. Nach der Behandlung können leichte Druckgefühle an der Einstichstelle auftreten.

2. Wie lange dauert eine Aderlassbehandlung?

Eine typische Aderlassbehandlung dauert zwischen 30 und 90 Minuten. Die reine Blutentnahme benötigt etwa 10-15 Minuten. Hinzu kommen Vorbereitung, Aufklärung und Nachbeobachtung. Nach dem Eingriff sollten Patienten 15-30 Minuten ruhen.

3. Was passiert, wenn die Aderlasstherapie nicht wirkt?

Wenn die Aderlasstherapie nicht die gewünschten Erfolge zeigt, stehen Alternativen zur Verfügung. Bei Hämochromatose kann die Erythrozytapherese eingesetzt werden. Eisenchelatoren sind eine medikamentöse Option. Bei anderen Erkrankungen werden individuelle Therapiekonzepte entwickelt.

4. Wie oft muss eine Aderlasstherapie wiederholt werden?

Die Häufigkeit hängt von der Grunderkrankung ab. Bei Hämochromatose sind anfangs wöchentliche Behandlungen nötig. In der Erhaltungsphase genügen oft 3-4 Aderlässe pro Jahr. Bei Bluthochdruck können 2-4 Behandlungen jährlich ausreichen. Präventive Aderlässe werden 1-2 mal pro Jahr durchgeführt.

5. Gibt es Alternativen zur klassischen Aderlasstherapie?

Ja, es gibt mehrere Alternativen zum klassischen Aderlass. Die Erythrozytapherese entfernt gezielt rote Blutkörperchen. Blutegeltherapie wirkt wie ein langsamer Aderlass. Schröpfen ist eine weitere ausleitende Methode. Bei Eisenüberladung können Eisenchelatoren eingesetzt werden.

Fazit: Aderlasstherapie heute

Die Aderlasstherapie hat ihren festen Platz in der modernen Medizin gefunden. Bei Hämochromatose ist sie unverzichtbar und lebensrettend. Auch bei Bluthochdruck zeigen Studien beeindruckende Erfolge.

Die Sicherheit der Behandlung ist bei qualifizierten Anbietern hoch. Nebenwirkungen sind meist harmlos und vorübergehend. Eine sorgfältige Indikationsstellung und Patientenauswahl sind entscheidend.

Für Betroffene mit entsprechenden Erkrankungen bietet die Aderlasstherapie eine wirksame und gut verträgliche Behandlungsoption. Die Kombination aus jahrhundertealter Erfahrung und moderner wissenschaftlicher Fundierung macht sie zu einer wertvollen Therapieform.

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