Studie belegt – Workaholics haben hohes Schlaganfallrisiko

22. August 2015
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Eine britische Studie belegt, dass lange Arbeitszeiten das Risiko einen Schlaganfall zu erleiden deutlich erhöht. Demgegenüber steigt die Gefahr eines Herzinfarkts nur gering. Dies dokumentiert die bislang auf diesem Gebiet größte Übersichtsstudie. Bei einer Arbeitszeit ab 55 Stunden pro Woche erhöht sich die Wahrscheinlichkeit einen Schlaganfall zu erleiden um 33 Prozent.

Hunderttausende Daten für Studie ausgewertet

Die Gefahr einen Herzinfarkt zu bekommen erhöht sich hingegen lediglich um 13 Prozent. Dies berichtet ein internationales Forscherteam um Mika Kivimäki vom University College London. Die Studienergebnisse wurden im renommierten Fachmagazin “The Lancet“ publiziert. Die Forscher untersuchten zahlreiche Studienergebnisse aus den USA, Australien und aus Europa. In den Studien wurden einige 100.000 Arbeitnehmer über einen Zeitraum von sieben und acht Jahren medizinisch untersucht.

Bereits ab 41 Stunden Arbeit pro Woche erhöhtes Risiko für Schlaganfall

Die Analyse ergab dabei, dass das Risiko einen Schlaganfall zu erleiden deutlich zunahm, wenn die wöchentliche Arbeitszeit die regulären Vorgaben von 35-40 Stunden pro Woche überschritt. Während die Gefahr eines Schlaganfalls bei einer Arbeitszeit zwischen 41 und 48 Stunden pro Woche um 10 Prozent gesteigert ist, steigt sie bei einer Arbeitszeit von 49 bis 54 Stunden pro Woche auf 27 Prozent über dem Normalmaß an. Ab einer Arbeitszeit von 55 Stunden wöchentlich steigt die Gefahr eines Schlaganfalls sogar um 33 Prozent an. Hierbei gab es zwischen Männer und Frauen keinerlei signifikanten Unterschiede. Die Gefahr eine koronare Herzerkrankung wie beispielsweise einen Herzinfarkt zu erleiden, stieg hingegen lediglich um 13 Prozent an. Die Wissenschaftler berücksichtigten bei der Auswertung der Studien auch Faktoren wie Alter, Gewicht, Bewegungspensum, Rauchen und den sozialen Status. Der erhöhte Risikofaktor in Bezug auf eine erhöhte Arbeitszeit wird durch das Forscherteam mit körperlicher Inaktivität und einem hohen Stresslevel begründet.

43 Prozent aller Arbeitnehmer in der Türkei arbeiten mehr als 50 Stunden pro Woche

Insbesondere Ärzte und Pflegepersonal in Kliniken zeichnen sich durch lange Arbeitszeiten aus. Insofern ist bei Ihnen ein deutlich erhöhtes Schlaganfallrisiko gegeben. In sämtlichen OECD-Ländern arbeiten rund 12 Prozent aller berufstätigen Männer sowie fünf Prozent aller berufstätigen Frauen über 50 Stunden pro Woche. Nach Angaben der Wissenschaftler schwankt die Arbeitsbelastung in den Ländern zum Teil deutlich. So arbeiten beispielsweise in der Türkei 43 Prozent aller Beschäftigten über 50 Stunden pro Woche. In den Niederlanden hingegen arbeiten lediglich unter einem Prozent der Arbeitnehmer mehr als 50 Stunden pro Woche. In Deutschland beträgt die durchschnittliche Wochenarbeitszeit von Vollzeitbeschäftigten nach Angaben des Statistischen Bundesamtes durchschnittlich 41,5 Stunden pro Woche.

Forderung nach 35-Stundenwoche nun auch medizinisch begründbar

Insofern liegt gemäß den Ergebnissen der Studie das potentielle Schlaganfallrisiko in Deutschland rund 10 Prozent über dem Normalwert. Der Neurologe Professor Martin Grond, Mitglied des Vorstandes der Deutschen Gesellschaft für Neurologie, sieht in den Studienergebnissen eine Überraschung. Bislang wurden die so genannten Workaholics seitens der Mediziner eher als Risikogruppe in Bezug auf einen Herzinfarkt betrachtet. Gewerkschaften, Krankenkassen aber auch Berufsgenossenschaften dürften sich nun in ihren Forderungen bestätigt fühlen, die Wochenarbeitszeit auf maximal 35 Stunden pro Woche generell festzusetzen. Da die gesundheitsfördernde Wirkung einer reduzierten Arbeitszeit nunmehr auch medizinisch unterlegt ist, dürfte es zukünftig für Arbeitgeber schwieriger werden, längere Arbeitszeiten trotz demographischen Wandel zu fordern. Besonders die Tatsache, dass durch eine reduzierte Arbeitszeit gesamtgesellschaftliche Kosten im Gesundheitswesen eingespart werden können, die letztlich auch den Arbeitgebern in Bezug auf geringere Fehlzeiten und damit eine gesündere Belegschaft zugutekommen, sollte auch zukünftig die Diskussion um eine reduzierte Wochenarbeitszeit anfachen. Diesmal allerdings nicht aus ideologischen Gründen, sondern nach Maßgabe wissenschaftlich fundierter Erkenntnisse.

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