Künstliche Gelenke werden immer öfter ausgetauscht
Künstliche Gelenke werden immer öfter ausgetauscht. Immer öfter werden in Deutschland künstliche Gelenke von Chirurgen oder Othopäden wieder ausgetauscht.
Einführung der Fallpauschalen sorgte für starken Anstieg der Gelenkimplantationen
Allein in den letzten zehn Jahren haben über drei Millionen Bundesbürger ein künstliches Knie-beziehungsweise Hüftgelenk erhalten. Während die Zahl der künstlichen Gelenkimplantationen stetig ansteigt, steigt gleichzeitig aber auch die Zahl der so genannten Folgeoperationen. Vielfach müssen Erstprothesen durch neue Prothesen ersetzt werden. Dies geschieht dann, wenn die zuerst eingesetzten Prothesen durch Materialermüdung ihre Lebensdauer erreicht haben oder aber durch einen Materialfehler die Prothese defekt wird.
Auffällig ist zudem, dass nach der Einführung der Fallpauschalen im Jahr 2004 die Anzahl der durchgeführten Knie-und Hüftgelenks-Implantationen in Deutschland deutlich angestiegen ist. Allein in den Jahren 2006-2010 stieg die Anzahl der implantierten Knie-Endo-Prothesen umrund 25 Prozent an. Gleichzeitig stieg auch die Anzahl der Prothesen, die erneut einem operativen Eingriff unterzogen werden mussten.
Professor Grifka: Folgen von zweiter Operation zu wenig bedacht
Hier lag der Anstieg bei knapp 50 Prozent. Professor Dr. Joachim Grifka vom Orthopädischen Universitätsklinikum Regensburg in Bad Abbach weist darauf hin, dass immer häufiger und in immer schnellerer Folge künstliche Gelenke eingesetzt würden. Insbesondere die Folgen derartiger operativer Eingriffe würden zu wenig bedacht werden, so der Mediziner. Weil insbesondere bei einem Ersatz eines Erstgelenks häufig eine zweite Operation komplizierter als die erste Operation ist, bedeutet dies für den betroffenen Patienten eine erhebliche Beeinträchtigung des subjektiven Gesundheitsempfindens. Dies gilt allein deshalb, weil bei der erneuten Operation am Kniegelenk möglicherweise die Bänder vollständig entfernt werden müssen oder weil bei einer erneuten Prothese gleich ein Teil des Beckens ersetzt werden muss.
Zweite ärztliche Meinung einholen
Derartige Folgeoperationen sind häufig bereits nach wenigen Jahren erneut notwendig. Grifka rät Betroffenen vor einer erneuten Operation eine zweite ärztliche Meinung einzuholen. Vielfach werden Patienten bei Orthopäden behandelt, denen eine Operation empfohlen wurde, obwohl diese aus medizinischer Sicht nicht notwendig erscheint, so der Klinikchef aus Bad Abbach. Nach Angaben des Mediziners könne in zahlreichen Fällen auch bei Problemen mit Gelenken eine konservative medizinische Maßnahme helfen.
Auch lassen sich dadurch gelenkerhaltende Verfahren anwenden, die nicht unbedingt einer Gelenksprothese bedürfen. So kann beispielsweise durch physiotherapeutische Maßnahmen der Bänderapparat gestärkt werden und das Muskelsystem stabilisiert werden. Dadurch lässt sich vielfach eine Gelenkoperationen über mehrere Jahre vermeiden oder ganz verhindern. Offenbar zählt durch die Einführung der Fallpauschalen im Jahr 2004 nicht mehr die medizinische Notwendigkeit einer Gelenkimplantation, sondern lediglich die erhaltende Fallpauschale für die einzelne Klinik. Deshalb sollte vor einer angeratenen Operation immer eine zweite Meinung eingeholt werden.