Kinderlähmung wieder auf dem Vormarsch

19. Mai 2014
Grippe, Influenza-ImpfungGrippe, Influenza-Impfung

Eigentlich war das gefährliche Poliovirus ausgerottet, man hoffte der Kinderlähmung endlich ein Ende gesetzt zu haben. Doch nun ist die Krankheit zurück, warnt die Weltgesundheitsorganisation.

Bis 2018 sollte das Polio-virus gänzlich ausgerottet sein. Doch neue Fälle in zehn Staaten versetzten die Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Unruhe. Die hochansteckende Kinderlähmung hat sich rasend schnell über die Ländergrenzen hinweg verbreitet.

Keine Heilung, nur Impfung möglich

Israel, Äthiopien, Somalia und Nigeria- in Bezug auf die Kinderlähmung teilen die Staaten ein gemeinsames Schicksal. Eine Infektion mit dem Polio-Virus trifft vor allem Kinder unter fünf Jahren. Eine von 200 Infektionen führt zu dauerhaften Lähmungen und etwa fünf Prozent der Gelähmten sterben durch Lähmung der Atemmuskulatur. Ist ein Kind erst einmal infiziert, gibt es keine Chancen auf Heilung. Die einzige effektive Möglichkeit das Virus einzudämmen und von der Verbreitung aufzuhalten ist eine flächendeckende präventive Impfung.

WHO-Programm sorgte für Rückgang der Infektionen um 99 Prozent

Bereits 1988 startete die WHO ein internationales Projekt zur Ausrottung der Kinderlähmung und schickte Ärzteteams mit Lastern voller Impfstoff in die betroffenen Ländern. Das Programm zeigte Erfolg: Bis 2012 ist die Zahl der Infektionen um 99 Prozent zurückgegangen. In Deutschland wurde 1992 der letzte Poliofall gemeldet.

Bürgerkrieg in Syrien erhöht Risiko für Polio

Syrien, das als Land bereits durch den Bürgerkrieg tief in der Krise steckt, bekommt mit der Kinderlähmung nun eine zusätzliche Last aufgebirgt. Durch die schlechte medizinisch Versorgung ist die Krankheit dort wieder ausgebrochen. Von zehn infizierten Kindern ist offiziell die Rede, doch ist  von einer deutlich höheren Dunkelziffer auszugehen.

Nigeria: Fatwa gegen Impfkampagne

Als besonders riskant schätz die WHO auch die Lage in Nigeria ein. Dort läuft aktuell zwar eine Kampagne, die Familien kostenlose Impfungen anbietet. Jedoch wird diese durch religiöse Konflikte erheblich erschwert. Muslimisch Geistliche haben eine Fatwa gegen die Impfkampagne ausgesprochen. Sie sprechen davon, das der Impfstoff impotent mache und die WHO das Ziel die Muslime auszurotten. Auch ist es bereits widerholt zu tödlichen Anschlägen auf Impfhelfer gekommen.

Inouwa Yau Barau, der Verantwortliche für die Polio-Kampagne im nigeranischen Gesunsheitsministerium, ist trotz der Gefahren zuversichtlich. „In den Bundesstaaten Borno, Yobe und Adamawa ist die Arbeit der Impfkampagne sehr riskant. Aber wenn wir uns die Daten anschauen, die wir von dort bekommen, sehen wir, dass wir trotz der Sicherheitsprobleme gute Fortschritte machen“, sagt er gegenüber der Süddeutschen Zeitung.

Nigeria bis Ende 2014 nicht poliofrei

Nicht jeder Gesundheitsexperte ist so zuversichtlich wie Inouwa Barau. „Wir werden es sicher nicht schaffen, zum Ende diesen Jahres, Nigeria für poliofrei erklären zu können, und erst die nächsten Jahre und die Gesamtsituation in diesem Land wird zeigen, ob es in diesem Land möglich sein wird, eben auch die Zirkulation der Wildviren endgültig zu stoppen“, sagt Olaf Müller,  Professor für Public Health und internationale Gesundheit an der Universität Heidelberg.

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