Geschmack bereits im Mutterleib geprägt

5. März 2014
schwangere frau betrachtet ultraschallbildGeschmackspräferenzen sind nur geringfügig genetisch bedingt, die stärkste Prägung findet im Säuglings-und Kleinkindalter statt.

Heutzutage gibt es kaum ein Lebensmittel, das nicht zumindest wegen der Haltbarkeit bearbeitet wird. Damit nicht der gute Geschmack an authentischen Produkten verloren geht, ist es unerlässlich besonders Kinder damit zu konfrontieren. Die ersten Lebensmonate und -jahre sind die, die unsere Geschmackswahrnehmung langfristig prägen, wie eine aktuelle Studie aus Philadelphia zeigt.

Die Schnelllebigkeit und das rasante Arbeitstempo der Gesellschaft haben die Sinnensphäre des modernen Menschen erheblich verändert. Besonders junge Generationen, die mit Fast Food und Convenience Produkten groß werden, laufen Gefahr den Sinn für eine gesunde Ernährung und die Beziehung zu Lebensmitteln und deren Herkunft zu verlieren. Die Erziehung zu einer gesunden Ernährung und einer bewussten Geschmackswahrnehmung beginnt bereits im Mutterleib und wird besonders Kleinkindalter geprägt.

Geschmackssinn angeboren und erlernt

Unser Geschmack ist ein komplexer Sinneseindruck, der sich aus gustatorischen (Geschmackssinn), olfaktorischen (Geruchsinn), haptischen (Tastsinn) und aus optischen Eindrücken zusammensetzt. Die Ausbildung geschmacklicher Präferenzen ist nur zu einem sehr geringen Teil genetisch bedingt. Sie beginnt bereits im Mutterleib und wird stark durch den frühkindlichen Umgang mit Lebensmitteln und deren geschmacklicher Wahrnehmung geprägt.

Bereits Fruchtwasser prägt Geschmack

Was Kindern später schmeckt, entscheidet sich schon während der Schwangerschaft. Die ersten Geschmacksknospen bilden sich mit acht Wochen aus. Sobald der Fötus mit Schlucken beginnt (circa 12 Wochen), stimulieren Geschmackssubstanzen des Fruchtwassers die fötalen Geschmacksrezeptoren.

Die entstehenden Geschmacksimpulse werden an den Hirnstamm weitergeleitet und hinterlassen einen bleibenden Eindruck. Zu den wahrgenommenen Geschmacksstoffen zählen verschiedene Zucker wie Glucose oder Fructose, Fettsäuren, Eiweiße und Salze. Ab der 32. Woche passt sich das Schluckverhalten des Fötus sogar dem Geschmack des Fruchtwassers an. Bei süßem Geschmack schluckt er häufiger, bei bitterem Geschmack seltener, erklärt Julie Mennella, Wissenschaftlerin am Monell Chemical Senses Center in Philadelphia. Wer sich während der Schwangerschaft also vielseitig ernährt, schult bereits  früh die Geschmackswahrnehmung des Kindes.

Auch Stillzeit ist prägend für den Geschmack

Muttermilch enthält viele Geschmacksstoffe auf der Nahrung der Mutter und hat somit ebenfalls einen bleibenden Einfluss auf die Geschmacksentwicklung des Kindes. Im Fachmagazin Journal Pediatrics, in dem Julie Menalla die Ergebnisse ihrer Untersuchungen zusammenfasst, erklärt sie, dass sich besonders „Geschmacksnoten von Vanille, Karotten, Knoblauch, Anis und Minze in der Muttermilch wiederfinden.“

Erziehung zur gesunden Ernährung

Der Geschmackssinn hat sich evolutiv ausgebildet, um die Nahrungsaufnahme des Körpers nach Bedarf zu steuern. Die steigende Industrialisierung der Nahrungsmittelbranche führt jedoch zu einer zunehmenden Geschmacksverwirrung. Immer mehr Zusatzstoffe, künstliche Aromen und Geschmacksverstärker kommen zum Einsatz. Gesunde Ernährung bedeutet, dass ein ausgewogener Speiseplan besteht und die Mahlzeiten frisch zubereitet werden. Es gibt Kinder und Erwachsene, denen kaum oder überhaupt kein Gemüse schmeckt. Somit ist es wichtig, dass bereits im frühkindlichen Alter frisches Obst und Gemüse so oft wie möglich in den in den täglichen Speiseplan integriert werden.

Eltern als Vorbilder

Will man seine Kinder zu einer gesunden Ernährung und einer bewussten Geschmackswahrnehmung erziehen, ist es besonders wichtig, dass die Eltern es ihnen ebenso vorleben. Denn viele Gewohnheiten schauen sich die Kinder von den Erwachsenen ab.

Niemals Essen aufzwingen

Geschmäcker sind verschieden und nicht jedem Kind wird immer alles schmecken. Ein Kind sollte nie gezwungen werden, etwas zu essen, was ihm offensichtlich überhaupt nicht schmeckt. Denn negative Ergeignisse prägen sich stärker ein als positive. Indem man Kinder bestimmte Lebensmittel aufzwingt, wird das Gegenteil erreicht: Anstatt dass sie gesunde Nahrungsmittel schätzen lernen, werden sich bei ihnen negative Assoziationen mit diesen Lebensmitteln einprägen.

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