Hepatitis C – Sovaldi hilft Betroffenen und ärgert die Kassen

12. Februar 2015
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Bislang gab es für Patienten mit einer Hepatitis C kaum die Hoffnung, dauerhaft das Virus los zu werden. Durch das neue Medikament Sovaldi von dem Pharma-Hersteller Gilead besteht für die Betroffenen nun aber eine realistische Chance, das Hepatitis-C-Virus dauerhaft besiegen zu können. Der Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin, Professor Dr. Michael Manns sieht in Sovaldi denn auch einen Durchbruch für die Therapie von Patienten mit Hepatitis C.

Hepatitis C: Sovaldi kann bisherige Kombinationstherapie ablösen

Das Besondere an dem Wirkstoff ist die Tatsache, dass dieser direkt in den Zyklus der Vermehrung des Virus eingreift und diesen nach wenigen Wochen hinsichtlich seiner Ausbreitung im Körper stoppt. Professor Manns sieht für die rund 500.000 Menschen mit Hepatitis C in Deutschland endlich die Möglichkeit einer effektiven Behandlung. Ohne eine konsequente Behandlung der speziellen Form der Leberentzündung kann dies eine spätere Lebertransplantation notwendig machen. Bisher erfolgte die Therapie von Hepatitis C durch die Kombination von Ribavirin und Interferon.

Die Dauer der Behandlung betrug dabei bis zu 18 Monaten. Insbesondere die auftretenden Nebenwirkungen bedeuteten für die Patienten oftmals eine Tortur. Insbesondere die hohe Rückfallquote in Höhe von rund 70 Prozent sprach zudem deutlich gegen diese Form der Behandlung. Nach Angaben von Professor Doktor Hartmut Schmidt, dem Direktor der Klinik für Transplantationsmedizin der Universitätsklinik Münster stellt das Hepatitis-C-Virus eine der häufigsten Ursachen für eine Lebertransplantation dar. Professor Schmidt betont zudem, dass auch nach einer Transplantation das Virus weiterhin im Körper verbleibt und das transplantierte Organ oftmals erneut befällt.

Krankenkassen sehen Milliardenkosten durch Sovaldi auf sich zukommen

Während Mediziner das neue Medikament Sovaldi als Durchbruch in der Behandlung von Hepatitis C feiern, sehen die Krankenkassen Kosten von mehreren Milliarden Euro auf sich zukommen. Bereits seit der Markteinführung sind bisher Kosten in Höhe von 123 Millionen Euro angefallen. Bis zum Ende des Jahres 2014 erwarteten die Krankenkassen Kosten in Höhe von einer Milliarde Euro. Wie der Chef der AOK Niedersachsen, Dr. Jürgen Peter gegenüber der “Hannoverschen Allgemeinen Zeitung“ in einem Interview aus dem Jahre 2014 mitteilte, “dürfe es nicht sein, dass ein einziges Medikament, welches in der Herstellung geschätzt 100 Euro für einen Behandlungszyklus kostet, zu einem Preis von 60.000 Euro abgerechnet wird.“

Die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) sieht jedoch einen deutlichen Mehrwert in dem Wirkstoff, da dieser “deutlich häufiger“ zur vollständigen Befreiung der Patienten von dem Virus als bislang verfügbare Medikamente führen würde. Der Wirkstoff von Sovaldi wird als Sofosbuvir bezeichnet. Eine Tablette kostet die Krankenkassen über 700 Euro. Pro Behandlung rechnet derweil der Spitzenverband der Krankenkassen mit Therapiekosten von durchschnittlich 50.000 bis 115.000 Euro pro Person.

Die AOK sieht insgesamt Kosten von bis zu fünf Milliarden Euro pro Jahr für die Behandlung von Hepatitis-C-Patienten mit dem Wirkstoff Sofosbuvir auf sämtliche gesetzlichen Krankenkassen zukommen. Dies entspricht nach Angaben der AOK etwa einem Fünftel der Gesamtkosten aller auf dem Markt befindlichen Arzneimittel. Derweil sieht der Gemeinsame Bundesausschuss in dem Wirkstoff Sofosbuvir einen deutlichen Zusatznutzen. Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) sieht in dem Wirkstoff Sofosbuvir zwar einen möglichen Zusatznutzen, das Ausmaß dieses Zusatznutzens sei jedoch nicht genau zu quantifizieren, so der IQWiG.

Das Hepatitis-C-Virus

Die Hepatitis C wird durch das Hepatitis-C-Virus verursacht. Besonders die hohe Rate hinsichtlich einer Chronifizierung der Erkrankung, die bis zu 80 Prozent betragen kann, führt im Krankenverlauf zu schwerwiegenden Schädigungen der Leber wie Leberzellkarzinom und Leberzirrhose. Die Ansteckung erfolgt dabei ausschließlich über das Blut. Erstmals wurde das Hepatitis-C-Virus (HCV) im Jahr 1989 identifiziert. Damals wurde es noch als Hepatitis non-A-non-B bezeichnet. Das Virus gehört zur Familie der Flaviviridae und zur Gattung Hepacivirus. Dabei lassen sich sechs Genotypen und 30 Untertypen (so genannte Subtypen) unterscheiden. Insbesondere die Genotypen 1, 2 sowie 3 kommen in den USA und in Europa vor.

Ansteckung erfolgt ausschließlich über das Blut

In Afrika hingegen ist der Genotyp 4 vorherrscht. Besonders gefährdet sind Drogenkonsumenten, die ihre Drogen intravenös zuführen (insbesondere Heroin). Grundsätzlich stellen auch Tätowierbesteck und Piercingbesteck eine Gefahrenquelle hinsichtlich einer möglichen Ansteckung mit Hepatitis C dar. Bei medizinischem Personal ist als häufiger Infektionsweg zudem die Nadelstichverletzung mit der Übertragung von kontaminiertem Blut zu erwähnen. Bis in die 1990er Jahre hinein waren auch Empfänger von Erythrozytenkonzentraten beziehungsweise. Blutplasma-Konzentraten oder Thrombozytenkonzentraten hinsichtlich der Gefahr einer Ansteckung als Risikogruppe einzuordnen. Heutzutage lässt sich dank moderner Testverfahren das Ansteckungsrisiko zu über 99 Prozent bei einer der Transfusionsarten ausschließen.

Symptome der Hepatitis C

In Deutschland sind etwa 0,5 Prozent der Bevölkerung mit dem Hepatitis-C-Virus infiziert. Die Diagnose erfolgt durch den Nachweis virusspezifischer Antikörper sowie durch die Polymerase- Kettenreaktion. Bei letztgenannter werden Teile des Virusgenoms analysiert. Durch eine Leberbiopsie lässt sich das Erkrankungsstadium eruieren. Die Hepatitis C verläuft zunächst meist symptomlos. Aus diesem Grunde erfolgt eine Diagnose in diesem Stadium in 85 Prozent der Fälle nicht. Nach der Inkubationszeit, die 20 bis 60 Tage andauern kann, treten erste Symptome wie Müdigkeit, Appetitlosigkeit, Abgeschlagenheit, Druck/Spannungsgefühl im rechten Oberbauch, Gelenkschmerzen, und teilweise ein Gewichtsverlust als Symptome hinzu. Einige Erkrankte entwickeln zudem einen Ikterus (Gelbverfärbung der Haut). Der Stuhlgang ist hierbei oftmals lehmfarben und der Urin dunkel. In rund 70 Prozent der Fälle geht die akute Hepatitis C in eine chronische Verlaufsform über.

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