Krebs – Neue Hoffnung durch Immuntherapie?

5. Februar 2015
Grippe 2014Impfung gegen Grippe-Virus 2014

Bisher unheilbar kranke Krebspatienten galten beim Versagen der konventionellen Krebstherapien als zum Tode verurteilt. Zwischenzeitlich gibt es neue Verfahren die unter anderem die Nanotechnologie zur Hilfe nehmen aber auch als erfolgversprechender Ansatz gilt insbesondere die Immuntherapie.

Immuntherapie wirkt spezifisch gegen die Tumorzellen

Dabei geht es nicht um die breitflächige Zerstörung von Krebszellen, die als Nebenwirkung auch eine Schädigung gesunden Gewebes nach sich zieht, sondern um die gezielte Zerstörung sämtlicher im Körper vorhandener Tumorzellen. Die Wissenschaftler erforschen immer mehr das Zusammenspiel des Immunsystems. Dabei ist es den Medizinern und Molekularbiologen beziehungsweise Biotechnologen auch möglich, die körpereigene Immunabwehr gezielt zum Kampf gegen Tumorzellen zu nutzen. Diese Art der Krebstherapie wird als Immuntherapie bezeichnet. Hierbei wird der Tumor gezielt angegriffen und nicht wie bei einer Bestrahlung oder einer Chemotherapie unspezifisch bekämpft. Patienten mit einem malignen Melanom werden beispielsweise mit Zytokin Interferon behandelt. Dieses Verfahren wurde bereits in den 1950er Jahren entwickelt.

Dass die Immuntherapie ein sehr großes Potenzial in sich birgt, verdeutlicht auch die Veröffentlichung des weltweit angesehenen Forschungsmagazins “Science“, dass die Immuntherapie gegen Tumorzellen als “breakthrough“ (Durchbruch) des Jahres 2013 bezeichnete. Selbst die US-Gesellschaft für Klinische Onkologie stellt Vergleiche zur Schlüssellochchirurgie auf, indem Sie die Immuntherapie als Präzisionsmedizin bezeichnet. In den USA sind in den letzten zwölf Monaten sieben neue Medikamente zugelassen worden, die Tumorzellen entweder direkt angreifen oder aber eine immunstimulierende Wirkung auf das körpereigene Immunsystem bewirken. Allein vier der sieben Präparate sind so genannte monoklonale Antikörper.

Zwölf Antikörper in Deutschland bereits zugelassen worden

In Deutschland sind zum gegenwärtigen Zeitpunkt zwölf Antikörper im Bereich der Onkologie zugelassen worden. Das bekannteste immuntherapeutische Medikament ist der monoklonale Antikörper Ipilimumab. Dieser dient der Therapie bei einem malignen Melanom im fortgeschrittenen Krankheitsstadium. Bei den meisten Patienten zeigt sich eine Verkleinerung der Tumorgröße. In einer Studie aus dem Jahr 2014 wurde gezeigt, dass der Antikörper auch mögliche Rezidive nach einer operativen Entfernung des Tumorgewebes vorbeugen kann. Der Antikörper wirkt dabei so, dass er an den T-Lymphozyten andockt und dafür sorgt, dass zuvor durch die Tumorzellen blockierte immunologische Reaktionen freigesetzt werden und so zytotoxische Zellen gegen die Tumorzellen wirken können. Substanzen wie das Ipilimumab werden im Fachvokabular als Checkpoint-Inhibitoren bezeichnet.

Onkologen wollen für jeden einzelnen Patienten ein spezifisches „Medikament“ entwickeln

Die Onkologen wollen zukünftig die körpereigenen Lymphozyten so präparieren, dass sie jeweils in Bezug auf das eigene Immunsystem gegen die Tumorzellen wirken können. Ziel ist es quasi für jeden Patienten individuell ein eigenes Krebsmedikament herzustellen. Den Wissenschaftlern ist es bereits gelungen, mithilfe molekulargenetischer Veränderungen und durch die Anwendung bestimmter immunologischer Techniken die körpereigenen T-Zellen so zu verändern, dass sie spezifisch gegen bösartige Tumorzellen wirken.

Der Fall Emily Whitehead

Als herausragendes Beispiel in der Wissenschaft wird hierbei die US-Amerikanerinnen Emily Whitehead bezeichnet. Im Alter von fünf Jahren erkrankte sie im Jahr 2010 an einer akuten lymphatischen Leukämie. Sie erhielt daraufhin eine Infusion der ihr zuvor entnommenen genetisch veränderten Lymphozyten. Hierzu reichte lediglich eine Infusion aus. Im Jahr 2012 schließlich wurde eine komplette Revision, also eine komplette Heilung, festgestellt. Dieser Zustand hält bis zum heutigen Tage an. In diesem Zusammenhang gilt es aber zu erwähnen, dass das Immunsystem von Kindern eine deutliche Unterscheidung zu dem der Erwachsenen aufweist. Grund ist der, dass beim Kind bestimmte Zellen in immunologischer Hinsicht noch nicht voll differenziert sind beziehungsweise durch das Körperwachstum der Hormonhaushalt sich deutlich von dem eines Erwachsenen unterscheidet.

Die Trias der Immuntherapie

Onkologen sehen derweil die erfolgversprechendsten Behandlungsmöglichkeit gegen Krebs dann, wenn die Immuntherapie einerseits eine spezifische Wirkung ausübt, andererseits die durch das Immunsystem aktivierten tumorspezifischen T-Zellen direkt in das Innere der Tumorzellen eindringen können und schließlich der Aktivitätsradius der Immunzellen in der Lage ist, die bösartigen Krebszellen vollständig zu zerstören. Wissenschaftler erforschen zudem in diesem Zusammenhang auch die Möglichkeit, eine Impfung gegen bestimmte Krebsarten. Erfolgversprechend erweisen sich hierbei Versuche mit dendritischen Zellen, die mit spezifischen Antigenen gegen die Tumorzellen bestückt werden und dann dem körpereigenen Immunsystem übergeben werden.

Gliomstudie der Universität Heidelberg

Eine neue Studie wird aktuell von der Universität Heidelberg in Zusammenarbeit mit dem Universitätsklinikum bei Patienten mit einem Gliom durchgeführt. Bei einem Gliom handelt es sich um einen Hirntumor des Zentralen Nervensystems. In der Studie ist geplant eine Impfung mit einem mutierten IDH1-Peptid in Kombination mit einer Radiochemotherapie beziehungsweise einer Chemotherapie durchzuführen. Insgesamt 39 Patienten nehmen an der Studie teil. Versuche mit Mäusen haben gezeigt, dass die T-Zellen in der Lage sind das Antigen zu erkennen und gleichzeitig gegen den Tumor aktiviert werden. Hierdurch kommt es zu einer Verringerung des Tumorwachstums. Die Wissenschaftler hoffen, dass auch bei der Anwendung im menschlichen Körper sich einer derartige Wirkung zeigt.

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